Mit leichter Verspätung befasst sich der Bundesrat wieder einmal mit dem Thema Beipackzettel. Das Saarland hat der Länderkammer einen Antrag zur Verbesserung der Lesbarkeit der Packungsbeilagen vorgelegt. Es geht um die Schriftgröße, zu lange Sätze und zu viele Fremdwörter: „Beipackzettel enthalten wichtige medizinische Informationen, die aber für viele Menschen nicht einfach zu lesen sind“, kritisiert der Antrag.
Mit dem Antrag will die Landesregierung einen „erneuten Impuls setzen, die Arbeit auf nationaler und internationaler Ebene, patientenfreundlichere Packungsbeilagen zu gestalten, voranzutreiben“. Ministerin Monika Bachmann (CDU) hatte bereits im Mai 2015 angekündigt, sich mit einer Gesetzesinitiative für übersichtlichere Beipackzettel einsetzen zu wollen. Eigentlich sollte der Antrag im Januar besprochen werden, wurde aber kurzfristig von der Tagesordnung gestrichen.
Der jetzt überarbeitete Antrag befasst sich ausführlich mit den Problemen der Lesbarkeit. Die Inhalte würden nach arzneimittelrechtlichen Vorgaben geschrieben, moniert die saarländische Landesregierung. „Deshalb ist es für die Patienten schwierig, die für sie relevanten Informationen und Hinweise gleich zu erkennen.“ Die Leser von Packungsbeilagen seien häufig mit der medizinischen Fachsprache überfordert oder hätten Schwierigkeiten damit, einen längeren Text konzentriert durchzulesen und die tatsächlich wichtigen Informationen herauszufiltern.
Für den immer größer werdenden Anteil von älteren Patienten bedeute dies bei der gleichzeitigen Einnahme meist vieler verschiedener Arzneimittel eine kaum überwindbare Hürde. Die für den Behandlungserfolg so dringend benötigte Therapietreue finde keine Beachtung.Auch die Schriftgröße der Texte auf den Beipackzetteln stelle ein Hemmnis dar: „Selbst mit Lesebrille ist es für manche ältere Menschen schwierig, die Texte zu entziffern.“ Patienten würden zudem durch die zahlreich aufgeführten Nebenwirkungen verunsichert.
Ein neues Gesetz soll es nun zwar nicht geben, aber der Bundesrat soll am 18. März eine entsprechende Entschließung fassen. Der Gesundheitsausschuss hat in der vergangenen Woche bereits empfohlen, den Antrag anzunehmen. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hinzuziehen und zu prüfen, wie Packungsbeilagen patientenfreundlicher werden können.
Das BfArM hatte bereits im April des vergangenen Jahres Empfehlungen für bessere Packungsbeilagen ausgesprochen. Die Behörde rät zu verschiedenen Methoden, um die Verständlichkeit zu verbessern: Durch einen aktiven Sprachstil beispielsweise würden sich Patienten direkt angesprochen fühlen. Außerdem sollten die Hersteller möglichst konkrete Handlungsanweisungen geben und sich auf die Informationen und Handlungsanweisungen beschränken, die der Anwender tatsächlich umsetzen kann.
Fachbegriffe sollten laut BfArM-Empfehlung ins Deutsche übertragen werden, sofern sie nicht schon zum allgemeinen Sprachgebrauch gehören. Generell sollte eine „einfache, für den Durchschnittspatienten verständliche Sprache“ verwendet werden. Die Experten raten außerdem zu Aufzählungspunkten für eine bessere Gliederung und den Verzicht auf inhaltliche Wiederholungen. Insgesamt soll auf eine gute optische Gliederung und Gestaltung geachtet werden. Die Hersteller sollen mit Lesbarkeitsprüfungen testen, ob ihr Layout geeignet ist.
APOTHEKE ADHOC Debatte