„BMG-Pläne entspringen Traumwelt“

Saar: Notfallapotheken sind Gesundheitskioske 2.0 Nadine Tröbitscher, 12.06.2024 12:00 Uhr

„Die jetzigen Vorstellungen des BMG entspringen erneut einer Traumwelt. Anstatt im Vorfeld mit den Akteuren zu reden, wird von oben diktiert“, so Saar. Foto: Christof Stache
Berlin - 

Die Abda hat sich klar gegen Zweitoffizinen in neu geschaffenen Notfallzentren ausgesprochen. Auch Manfred Saar, Präsident der die Apothekerkammer des Saarlandes, warnt: „Das Chaos ist vorprogrammiert.“

Notfallapotheken auf dem Gelände neu geschaffener Notfallzentren sollen während der Öffnungszeiten die Arzneimittelversorgung sichern, vorausgesetzt es wurde ein entsprechender Vertrag geschlossen. Fehlt dieser, dürfen Ärzt:innen der Notfallzentren die Arzneimittelabgabe sogar selbst übernehmen. Laut Referentenentwurf sollen Ärzt:innen „einer Notdienstpraxis im Rahmen der Notfallversorgung Arzneimittel für den akuten Bedarf an Patienten der Notdienstpraxis in einer zur Überbrückung benötigten Menge abgeben, soweit im unmittelbaren Anschluss an die Behandlung ein Wochenende oder ein Feiertag folgt“. Außerdem kann die Versorgung durch eine nahegelegene Apotheke erfolgen.

Chaos und Durcheinander

Saar spricht von einem „heillosem Durcheinander“ von dispensierenden Ärztinnen und Ärzten, Pseudo-Apotheken-Abgabestellen an Notfallzentren und den etablierten Apotheken-Notdiensten. Gerade in medizinischen Notfällen wollten Patient:innen klare, schnelle und verlässliche Versorgungskonzepte. „Doppelstrukturen, die zudem noch kostenträchtig sind, helfen da nicht weiter. Die jetzige Diskussion erinnert stark an das Vorhaben, Gesundheitskioske einzuführen. Das Chaos ist vorprogrammiert“.

Weil an die Abgabestellen in den Notfallzentren geringere Anforderungen gestellt werden als an echte Apotheken, sieht Saar eine potenzielle Qualitätsreduzierung. „Das ist gefährlich.“ Das Sortiment sei beschränkt und es bestehe die Gefahr, dass Patient:innen nur teilweise versorgt oder zu „Notlösungen“ gegriffen werde.

„Die jetzigen Vorstellungen des BMG entspringen erneut einer Traumwelt. Anstatt im Vorfeld mit den Akteuren zu reden, wird von oben diktiert“, so Saar. „Auch die Kritik aus dem Bereich der Hausärzte zeigt, dass das BMG lieber teure Parallelstrukturen schaffen will, als gemeinsam mit beiden Heilberufen die bewährten und etablierten Versorgungsstrukturen weiterzuentwickeln.“