Rx-Versandverbot

Stern: Gröhe will keine „quengelnden Apotheker“

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Berlin -

Das Magazin „Stern“ hat sich auf die Apotheker eingeschossen. Vorgestern ging es unter dem Titel „Mehr Korruption wagen – Gröhes Kniefall vor den Apothekern“ um das Verbot von Zyto-Ausschreibungen, heute legt Autor Andreas Hoffmann nach und beschimpft den Bundesgesundheitsminister als „Apothekenminister“.

Hermann Gröhe (CDU) habe sich in der Koalition im Rennen um den Titel „teuerster Minister Merkels“ nach vorn geschoben, heißt es im Beitrag. Alle habe er bedacht, die Pflegekräfte, vor allem aber „die Gesundheitswirtschaft“. Die Ausgaben der Kassen seien in seiner Amtszeit um 28 Milliarden Euro gestiegen, allein sechs Milliarden Euro mehr für die Ärzte, acht Milliarden Euro für die Kliniken.

Besonders freuen sich dem Stern-Kommentar zufolge aber die Apotheker, für die Gröhe ein großes Herz habe. „Genau genommen ist er ein Apothekenminister“, schreibt Hoffmann. Und genau genommen hatten die Kollegen vom Spiegel die Idee zu dieser Schelte schon vor zwei Wochen, ebenfalls ohne Zahlenmaterial.

Tatsächlich haben die Apotheker in dieser Woche mit dem AMVSG 100 Millionen Euro für die Anfertigung von Rezepturen und BtM-Dokumentation zugesprochen bekommen, wobei sich Finanzminister Wolfgang Schäuble daraus noch die Mehrwertsteuer zieht und die Kassen ihren Zwangsabschlag. Das nur, um die vom Stern zitierten 28 Milliarden Euro in Relation zu setzen – und den „Apothekenminister“.

Doch der Stern zählt auf, wie Gröhe den Apothekern zweimal entgegengekommen sei: „Beim Umgang mit Krebsmedikamenten, wo viel Schmiergeld fließt, dürfen Apotheker weiter mit Ärzten und Pharmaherstellern mauscheln.“ Die mehreren hundert Millionen Euro wolle der Minister hier nicht einsparen. „Bald regiert der Wahlkampf. Quengelnde Apotheker will Gröhe da nicht sehen“, kommentiert Hoffmann.

Der zweite Vorwurf betrifft das geplante Rx-Versandverbot, wobei der Autor sich und seinem Sarkasmus die Mühe der Abgrenzung zu OTC-Arzneimitteln in diesem Fall spart: „Daher weg mit dem Versandhandel für Medikamente. Ist auch logisch. Wo kämen wir hin, wenn man im Internetzeitalter, wo sich Schuhe, Autos, Lebensmittel und Möbel bequem online bestellen lassen, weiter auch Medikamente per Mausklick ordern darf? Im 21. Jahrhundert geht das entschieden zu weit.“

Das geht noch eine Weile so weiter: Der Stern beklagt, dass Gröhe sich eine PKV-Reform nicht getraut habe und dass die „Terminservicestellen“ der Ärzte ziemlich sinnlos seien. Und der Beitrag endet damit, dass Gröhe noch nie als „Möchtegern-Lolita“ beschimpft worden sei wie die frühere Ministerin Andrea Fischer (Grüne) oder als „Geisterfahrerin“ wie Ulla Schmidt (SPD). Das stimmt, er wird – ähnlich geistreich – vom Stern als Apothekenminister beschimpft.

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