Rx-Versandverbot

Kassen lobbyieren für Versandapotheken

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Berlin -

Nach dem EuGH-Urteil hatte sich der GKV-Spitzenverband mit einer Kommentierung zunächst zurückgehalten. Weil jetzt bekannt wurde, dass Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) tatsächlich eingreifen und den Rx-Versand verbieten will, geht der Kassenverband auf Kontra.

„Im 21. Jahrhundert eine ganze Branche per Gesetz vom Online-Versandhandel ausschließen zu wollen, erscheint nicht zeitgemäß“, kommentierte GKV-Vize Johann-Magnus von Stackelberg. „Seit Jahren ergänzen Online-Apotheken die traditionellen Apotheken bei der Medikamentenversorgung der Menschen. Gerade der Versandhandel kann dazu beitragen, dass die Versorgung von Patienten, die bereits heute im ländlichen Raum längere Anfahrtswege zu niedergelassenen Apotheken haben, verbessert wird.“

Zur Arzneimittelversorgung sollten laut Stackelberg „alle Vertriebswege, die eine sichere Versorgung garantieren, genutzt werden – ob Pick-up-Stellen, Versandhandel oder die traditionelle Apotheke an der Ecke“.

Vor diesem Hintergrund sollte die Entscheidung des EuGH aus seiner Sicht „nicht als Bedrohung, sondern vielmehr als Chance begriffen werden“. „Jenseits der Lobbyinteressen der niedergelassenen Apotheker lässt sich kein Grund erkennen, warum der Online-Versandhandel mit Medikamenten pauschal verboten werden sollte.“

Dass die Kassen sich so positionieren, kommt nicht überraschend. Wenn es um die Apotheken geht, nimmt der GKV-Spitzenverband reflexartig eine Fundamentalopposition ein. Stackelberg ist im Kassenlager bekannt als der Mann fürs Grobe. Anfang vergangenen Jahres kritisierte er „mittelalterliche Gildenstrukturen“. „Ich glaube, dass die Struktur des Apothekenmarktes dringend zur Diskussion gestellt werden muss“, so von Stackelberg bei der Präsentation eines GKV-Positionspapier zur Arzneimittelversorgung.

In dem Dokument hielten die Kassen an ihrer Forderung nach der Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbots fest. „Vernünftige Forderungen sollte man mit Hartnäckigkeit durchsetzen – irgendwann ist man erfolgreich“, so von Stackelberg. Dass durch Apothekenketten die Versorgung in der Fläche gefährdet sein könnte, glaubt von Stackelberg nicht: Die Diskussion, wie die Versorgung auf dem Land sichergestellt werden könne, gebe es schon lange, so von Stackelberg. Aus seiner Sicht geht es darum, „zielgenaue Instrumente“ zu entwickeln.

Ziel sei es, „Vorteile für die Versicherten zu erschließen und nicht den Apotheken zu überlassen.“ Dem Ziel, die ländliche Versorgung sicherzustellen, entspricht aus Sicht der Kassen auch ihre Forderung, die Vorgaben für Filialapotheken zu reduzieren und statt einem Apotheker vor Ort einen Approbierten mittels Teleassistenz zuzuschalten. Die Versorgung auf dem Land müsse gefördert werden, ohne unnötige Überversorgung in Ballungsräumen zu begünstigen. Auch sollten der Versandhandel und Pick-up-Stellen sowie der selektivvertragliche Wettbewerb gestärkt werden.

Von Stackelberg forderte, „Vorteile für die Versicherten zu erschließen und nicht den Apotheken zu überlassen“. So müssten, mit Blick auf die Honorarforderungen der ABDA, die Vorschläge des Berufsstandes immer wieder daraufhin geprüft werden, ob sie tatsächlich die Versorgung auf dem Land stärken würden. Er forderte die Apothekerschaft auf, endlich repräsentative Daten zu Kosten und Aufwand vorzulegen.

Grundsätzlich zeigte sich Stackelberg damals offen für den „Traum von zusätzlichen Vergütungsformen“. Nur sei ein Zusatznutzen für Patienten häufig nicht feststellbar, stattdessen gebe es Doppelversorgung. Das führt aus von Stackelbergs Sicht dazu, „dass wir hier schon skeptisch sind“.

Stackelberg betonte: „Die Arzneimittelversorgung in Deutschland braucht einen Modernisierungsschub, damit die Menschen in Zukunft besser, sicherer und wirtschaftlicher mit Medikamenten versorgt werden können.“

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