Rx-Versandverbot

Kaczmarek (SPD): Letztes Wort noch nicht gesprochen

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Berlin -

Noch hat sich der SPD-Ruhrgebietsabgeordnete Oliver Kaczmarek nicht entschieden, wie er zum von der ABDA geforderten Rx-Versandverbot steht. Um sich einen Eindruck zu verschaffen, besuchte er nach einigen Gespräche mit Apothekern aus seinem Wahlkreis die Kaiserau-Apotheke in seiner Heimatstadt Kamen. Dort traf er sich mit Margarete Tautges, ehemaliges Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) und Hans-Günter Friese, Ehrenpräsident der AKWL.

Auslöser für das Gespräch war das Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 19. Oktober 2016, nach dem ausländische Versandapotheken Boni auf Rezepte gewähren dürfen, während dies für die deutschen Apotheken vor Ort weiterhin ausgeschlossen ist. In der SPD-Bundestagsfraktion gibt es dazu unterschiedliche Meinungen. SPD-Fraktionsvize Professor Dr. Karl Lauterbach lehnt ein Rx-Versandverbot ab. Andere äußern sich zurückhaltender. Die SPD-Bundestagsfraktion muss sich auch noch eine Meinung bilden.

Nach Angaben seines Wahlkreisbüros hat sich Kaczmarek auch nach seinem Apothekenbesuch noch nicht festgelegt: „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Er hat sich noch keine abschließende Meinung gebildet“, heißt es dort. Klar ist für den Bergmannssohn aber: „Die flächendeckende Versorgung der Patienten durch die Apotheke vor Ort muss weiterhin gesichert bleiben. Dieses Urteil darf nicht dazu führen, ebendiese flächendeckende Versorgung im Quartier zu gefährden. Hier sind wir jetzt als Politiker gefordert, um dieser Schieflage zu begegnen.“

Tautges und Friese machten in dem Gespräch nach Darstellung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe deutlich, dass das EuGH-Urteil dazu angetan sei, das Solidarprinzip der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu zerstören. „Es führt in der Konsequenz dazu, dass zuzahlungsbefreite Patienten für ihre Medikamente sogar noch einen geldwerten Vorteil erhalten“, so Friese.

Tautges ergänzte: „Der beste Ausweg aus dieser Schieflage ist ein bereits vom EuGH als europarechtskonform bezeichnetes Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel.“ Denn bestehende heilberufliche Versorgungsstrukturen durch öffentliche Apotheken vor Ort dürften nicht durch ungezügelte Marktkräfte in Form von wenigen ausländischen Wirtschaftsteilnehmern zu Lasten der Patienten gefährdet und aufs Spiel gesetzt werden, waren sich die Gesprächsteilnehmer einig.

In der Kaiserau-Apotheke ging es aber nicht nur um dieses brisante Thema. Dass auch im „Backoffice“ einer Apotheke jede Menge Heilberuf steckt, zeigte Tautges im Rahmen einer kleinen Führung durch ihre Apotheke. Dabei wurde deutlich, dass Pharmazie vor Ort häufig da beginnt, wo die Industrie aufhört. In der Rezeptur werden täglich viele Arzneimittel „maßgeschneidert“, beispielsweise für Kinder.

Wie wichtig gerade die apothekerliche Beratung bei der Abgabe der „Pille danach“ ist, verdeutlichte Tautges ebenso wie den hohen Aufwand bei der Versorgung von Patienten mit Rabattarzneimitteln und Hilfsmitteln. „Die Apotheke ist mehr als eine Abgabestelle für Arzneimittel, sie ist als Problemlöser unverzichtbar“, so Hans-Günter Friese.

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