Rx-Versandverbot

DocMorris: Ärger mit Fake-Postkarten

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Berlin -

DocMorris sorgt mit seiner Postkartenaktion in den Abgeordnetenbüros von CDU und CSU für erheblichen Ärger. Wäschekörbeweise flattern dort von der Versandapotheke initiierte Protestkarten auf die Tische – inzwischen mehr als 140.000 Stück. Doch offenbar geht es dabei nicht immer mit rechten Dingen zu, denn es gab auch Postkarten von Menschen, die nichts von der Aktion wussten. CDU-Abgeordnete aus Thüringen halten solche Methoden für „fragwürdig“. Für DocMorris droht die Aktion zum Bumerang zu werden.

Nach Angaben der CDU-Landesgruppe sind inzwischen mehrere tausend Postkarten und Briefe bei den neun Abgeordneten aus Thüringen eingetroffen. Zwischen 600 und 1000 Protestschreiben erreichten die einzelnen Parlamentarier. Ähnlich verhält es sich bei den CDU-Kollegen aus Sachsen. DocMorris hatte im Dezember die Website „Versandapotheken-kein-Verbot“ ans Netz gebracht. Seit dem 20. Februar wurde dort zu einer Kampagne pro Versandhandel aufgerufen.

Auf der Homepage mussten die Teilnehmer ihre vollständige Adresse angeben. DocMorris ordnete den passenden Bundestagsabgeordneten der Union zu, trug dessen Adresse ein und verschickte eine Postkarte auf eigene Rechnung. Die Teilnehmer mussten nur noch den Datenschutzbestimmungen zustimmen und per Klick bestätigen, dass sie kein „Roboter“ sind. Die Adressen der Teilnehmer wurden von DocMorris nicht geprüft. Es war ohne Weiteres möglich, Karten mit Phantom-Adressen auf den Weg zu schicken.

Nachdem 90 solcher Bürgerbriefe von den Thüringer CDU-Abgeordneten beantwortet worden waren, meldeten sich überraschte Empfänger. In mindestens fünf Fällen hatten sie sich nämlich gar nicht an der DocMorris-Protestaktion beteiligt. Sie hätten auch noch nie bei DocMorris bestellt. „Da sind betagte bettlägerige Personen (ohne PC), deren Angehörige protestieren. Das sind fragwürdige Methoden!“, heißt es bei den CDU-Abgeordneten.

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Antje Tillmann hat zunächst die Beantwortung der DocMorris-Post eingestellt. Schließlich wolle man für Fake-Post kein weiteres Porto verschwenden. Am Montag will sich die Landesgruppe auf ihrer Sitzung mit dem Fall befassen und das weitere Vorgehen beraten. Rechtliche Schritte gegen DocMorris sind nicht geplant.

„Mich würde interessieren, wie Sie in die Briefwelle eingebunden sind. Vielleicht hat jemand von meinen Freunden eine solche Aufforderung erhalten? Ich werde die Briefe allerdings noch nicht beantworten und möchte um etwas Geduld bitten“, schrieb Tillmann auf Facebook. „Sobald wir das weitere Vorgehen entschieden haben, werde ich alle Briefe beantworten.“

Inzwischen gab es auch Kontakt zu DocMorris. Die niederländische Versandapotheke hat ein Gespräch angeboten. Ob das zustande kommt, ist noch offen. DocMorris hat den Versand von Postkarten eingestellt. Auf der Website wurde der Reiter „Protestaktion“ mit dem Aufruf: „Wehren Sie sich!“ entfernt. Jetzt werden stattdessen entsprechende Briefe den Auslieferungen an Kunden beilegt. Diese müssen jetzt aktiv die Protestkarte absenden.

Reagiert hat DocMorris auch mit einem Posting auf Tillmanns Facebookseite: Bei der Postkartenaktion habe „es anscheinend vereinzelt einen Missbrauch durch eine oder mehrere uns nicht bekannte Personen gegeben“, räumt DocMorris ein. Diese Personen hätten existierende Adressen benutzt, um eine Postkarte zu generieren und damit DocMorris „finanziell und in unserer Reputation zu schaden“. Sofort nach der ersten Missbrauchsmeldung habe man diese Protestseite offline genommen.

DocMorris: „Natürlich bedauern wir, dass es zu diesem auch von uns nicht gewollten Missbrauch gekommen ist. Jedoch empfinden wir es ebenso befremdlich, uns eine Absicht direkt oder indirekt zu unterstellen. Wir hätten uns über ein direkte Ansprache zur Thematik gefreut. Vielleicht sollten wir jedoch diese Gelegenheit für ein persönliches Gespräch nutzen. Gerne kommen wir in Ihr Abgeordnetenbüro, um mit Ihnen über das geplante Verbot zu sprechen und Argumente auszutauschen.“

Mit der Aktion hatte DocMorris auf die kurz vor Weihnachten gestartete Unterschriftenaktion der ABDA in den Apotheken reagiert. Darin warb die ABDA mit europakritischen Tönen für den Erhalt der wohnortnahen Versorgung. Bis Anfang März wurden dabei bundesweit 1,2 Millionen Unterschriften von Apothekenkunden gesammelt.

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