Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will als Reaktion auf das EuGH-Urteil zu Rx-Boni den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verbieten. Für dieses Vorhaben wird er von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung scharf kritisiert. Gröhe sei vor den Apothekern eingeknickt, so die Lesart des Blattes.
Nur eine Woche hätten die Apotheker gebraucht, um Gröhe „auf Linie zu bringen“, schreibt die FAZ. Das EuGH-Urteil werde kassiert und in sein Gegenteil verkehrt: Statt mehr solle es gar keinen Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln mehr geben.
Das Argument für das geplante Rx-Versandverbot lieferten die Apotheker frei Haus, schreibt die FAZ und zitiert die Sorge um die flächendeckende Versorgung, wenn aufgrund der ungleichen Wettbewerbsbedingungen Apotheken schließen müssen. Die FAZ bemerkt hierzu, dass schon die Europarichter dafür aber keine Belege gefunden hätten.
Gröhe hat aus Sicht der FAZ einfach Angst vor den Apothekerlobby und einer „Kampagnenmacht der Apotheker im Wahljahr 2017, die Gröhe einknicken lässt“. Wohl selten habe eine Gruppe so schnell ihre wirtschaftlichen Schutzinteressen zu Lasten Dritter durchgedrückt wie nun die Apotheker, findet die Zeitung. Und die FAZ sieht noch ein Problem: Wer solle der Kanzlerin und ihrem Kabinett ihr politisches Eintreten für Freizügigkeit in Europa künftig noch abnehmen, wenn der Rx-Versandhandel verboten werde?
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