In einem offenen Brief hat der Unternehmensberater Werner Elzer die stellvertretende SPD-Parteivorsitzende Manuela Schwesig (SPD) mit deutlichen Worten aufgefordert, ihrer Verantwortung als Familien- und Frauenministerin gerecht zu werden. Elzer, dessen Ehefrau die Stadtapotheke Immenstadt betreibt, ist der Ansicht, dass ein Rx-Versandverbot nicht nur eine Entscheidung für Gesundheitspolitiker ist. Bei all den negativen Konsequenzen für Tausende von Apothekenmitarbeiterinnen und ihre Familien falle sie auch in das Ressort der Familienministerin.
Elzer hält Schwesig vor, ihre Ministerverantwortung nicht wahrzunehmen, obwohl die Konsequenzen einer Entscheidung für die Beibehaltung des Rx-Versandhandels Familien treffen würden. „Bisher haben Sie im Sinne von über 100.000 Mitarbeitern in den Apotheken und deren Familien nicht geliefert“, schreibt er.
Dabei seien Apotheken ein „familienpolitisches Paradies“: Fast 100 Prozent der Arbeitsplätze seien durch Frauen belegt. Begehrte Teilzeit- oder stundenweise Beschäftigung seien eher die Regel, denn die Ausnahme, führt der Unternehmensberater aus. Sein Brief ging auch an etliche Politiker, darunter Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), die SPD-Minister Brigitte Zypries und Sigmar Gabriel sowie die SPD-Abgeordneten Karl Lauterbach, Sabine Dittmar und Hilde Mattheis.
„Jetzt will Ihr Parteifreund Karl Lauterbach Tausende dieser tollen Frauen auf die Straße setzen“, warnt Elzer die Ministerin. Deshalb soll sie „mit der Faust“ auf den Tisch hauen und sagen, dass sie es nicht zulassen werde, „weil ansonsten ein idealtypisches Tätigkeitsfeld für viele Frauen zerstört werden würde“. Sie soll ihren „Seeheimern und Parteilinken“ deutlich machen, dass Apotheker reihenweise ihre Mitarbeiter entlassen müssen, wenn „Lauterbach und Zypries sich durchsetzen“.
Zum Schluss weist er die Ministerin darauf hin, ihm eine „Referenten-Antwort mit den üblichen Plattitüden“ zu ersparen. Über ein Schreiben von Schwesig persönlich würde er sich allerdings freuen. Der Verfasser lädt die Familienministerin im Namen seiner Frau ein, die Stadtapotheke Immenstadt im Allgäu zu besuchen. „Und wenn ich dann auch dazukomme, wäre sogar der Quotenmann anwesend“, schließt Elzer seine Ausführungen ab.
„Manchmal halte ich es einfach nicht aus, wie Apotheker wie meine Frau von der Politik benachteiligt werden, weil ihre Standesvertretung nicht in der Lage ist, ihre Interessen angemessen zu vertreten“, begründete Elzer seinen Einsatz für Apotheker gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die Tatsache, dass viele Frauen ihre Arbeitsplätze verlieren könnten, wird allerdings seiner Ansicht nach bisher viel zu wenig in der Diskussion um ein Rx-Versandverbot berücksichtigt. Dabei sei es eines der stärksten Argumente für viele Politiker. Damit meint der Unternehmensberater einen größeren Druck auf die Politik im Allgemeinen und die SPD im Besonderen erzeugen zu können.
Bisher ist es nicht bekannt, wie die Familienministerin zu einem möglichen Rx-Versandverbot steht. Von Seiten der SPD gab es zuletzt allerdings den Vorstoß, mit einer zeitlich befristeten Freigabe von Rx-Boni auf das EuGH-Urteil zu reagieren. Die Abgeordneten Dr. Edgar Franke und Sabine Dittmar haben vorgeschlagen, Boni auf einen Euro zu begrenzen und allen Apotheken zu erlauben. Eine Mehrheit für diesen Vorschlag gibt es aber innerhalb der Koalition offenbar nicht. Die Union hält weiter an einem Rx-Versandverbot fest, bei dem die SPD aber bislang nicht mitspielt.
Den Vorschlag der SPD haben Elzer und seine Frau, Apothekerin Uta Elzer, bereits in einer E-Mail an die SPD-Gesundheitspolitikerinnen Hilde Mattheis und Sabine Dittmar heftig kritisiert. „Die stationären deutschen Apotheken werden einem ruinösen Wettbewerb ausgesetzt und die politisch gewollte Regelversorgung gerät damit in Gefahr. Eine verantwortliche Politik sollte die Situation neutralisieren“, fordern sie darin. Was die SPD vorschlage, sei nichts anderes, als Apotheken zu erlauben, wirtschaftlichen Selbstmord zu begehen, bevor sie von den ausländischen Versendern wirtschaftlich gemeuchelt würden.
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