Vor der Bundestagswahl geistern viele Wahl-O-Maten durchs Internet. Das Original der Bundeszentrale für politische Bildung hat zahlreiche Nachahmer gefunden. Auch die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) startete vor vier Wochen ihren Thesen-Check „Im-Puls-Gesundheit“. Das Ergebnis überrascht – zumindest in Bezug auf den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln. Nur weniger als die Hälfte stimmen für ein Verbot.
Nach 5000 Teilnehmern beim Thesen-Check „Im-Puls-Gesundheit“ zog die Apobank eine Zwischenbilanz. Der Wahl-Check basiert auf den Parteiprogrammen von sechs Parteien, die derzeit im Bundestag oder Landtagen vertreten sind und stellt 18 verschiedene Aussagen zum Gesundheitsmarkt zur Abstimmung. Die Teilnehmer können den Aussagen zustimmen, diese ablehnen oder sich für „neutral“ entscheiden. Nicht alle Fragen müssen beantwortet werden.
Zwei der aus den Parteiprogrammen gewählten Thesen betreffen explizit die Apothekerschaft: Mehr als die Hälfte lehnen die Abschaffung des Fremdbesitzverbots von Apotheken ab. Weniger als ein Fünftel spricht sich für diese Forderung aus. Das viel diskutierte Verbot des Versands rezeptpflichtiger Arzneimittel befürworten aber nur 46 Prozent – etwas weniger als die Hälfte der Teilnehmer. Mehr als 30 Prozent sprechen sich sogar gegen das Verbot aus.
Das Ergebnis überrascht – zählt die Apobank doch hauptsächlich Apotheker und Ärzte zu ihren Kunden. Für den Wahlcheck wurde über diese Zielgruppen hinaus auch nicht geworben. Daher ist die Vermutung zulässig, dass mehrheitlich Apobank-Kunden an der Abstimmung teilgenommen haben. Eine genaue Auswertung der Abfrage ist der Apobank nicht möglich. Die Teilnehmer am Wahl-Check müssen weder ihren Namen noch ihre Profession angeben. Unterstellt man, dass die klare Mehrheit der Apotheker beim Wahl-Check pro Rx-Versandverbot gestimmt haben, lässt das Ergebnis nur den Schluss zu, dass ein Verbot des Rx-Versandhandels von den Ärzten nicht gewünscht wird.
Verbesserungen der ambulanten Versorgung sind den Teilnehmern dagegen ein wichtiges Anliegen: 85 Prozent befürworten die Ausweitung der ärztlichen Niederlassungen insbesondere auf dem Land. Die weitere Verzahnung der ambulanten und stationären Versorgung verspricht eine bessere Patientenversorgung. Entsprechend stimmen knapp 70 Prozent Verbesserungen an den Sektorengrenzen zu. Dass in diesem Themenumfeld eine einheitliche Vergütungsverordnung für die Abrechnung ärztlicher Leistungen eingeführt werden sollte, wird von mehr als der Hälfte der Teilnehmer befürwortet. Gleichzeitig sollten die Möglichkeiten der kommenden Heilberufsgeneration verbessert werden: Für die Reform des Medizinstudiums und der Studienplatzvergabe sprechen sich fast 70 Prozent aus.
Klare Aussagen kommen auch zur Klinikfinanzierung: Knapp 70 Prozent sind der Ansicht, dass die Finanzierung der Krankenhäuser reformiert werden muss und nicht mehr allein in der Verantwortung der Länder liegen sollte. Deutlich mehr als die Hälfte der Teilnehmer blickt zudem kritisch auf Fallpauschalen im Krankenhaus: Fast 60 Prozent sprechen sich für eine Reform des DRG-Vergütungssystems aus.
Zu den derzeit kontrovers diskutierten Thesen, die in erster Linie unmittelbar die Bürger betreffen, zählt auch die Krankenversicherung. Der Forderung, dass alle in einer einheitlichen Bürgerversicherung versichert sein sollten, stimmen mit mehr als 46 Prozent fast die Hälfte der Teilnehmer zu. Auch das ist ein überraschendes Ergebnis. Gegen die Abschaffung des dualen Systems von PKV und GKV sprechen sich immerhin mehr als ein Drittel aus.
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