Die ABDA startet einen weiteren Versuch, den neuen SPD-Vorsitzenden Martin Schulz von einem Rx-Versandverbot zu überzeugen: In einem offenen Brief appelliert Cynthia Milz, Angestelltenvertreterin im geschäftsführenden Vorstand der ABDA, an Schulz. Der Kanzlerkandidat soll das Gesetzesvorhaben von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) doch noch unterstützen.
Milz wendet sich „als Vertreterin der etwa 140.000 Angestellten in den Apotheken“ an Schulz. „Die Apotheken vor Ort versorgen mit großem Einsatz die Menschen in unserem Land. Wir Angestellten in den Apotheken schätzen unseren wohnortnahen Arbeitsplatz“, schreibt Milz. Sie erinnert den SPD-Vorsitzenden daran, dass rund 90 Prozent der Beschäftigten in Apotheken Frauen sind. „Die Apotheke vor Ort bietet uns die Möglichkeit zu Teilzeitarbeit und gewährleistet in vorbildlicher Art die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, so Milz.
Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu Rx-Boni zerstört hierzulande überall Arbeitsplätze. „Für viele Apotheken werden die Folgen des Urteils existenzbedrohend sein. Um die Verluste aufzufangen, wird zwangsläufig Personal reduziert werden. Somit sind unsere Arbeitsplätze in Gefahr“, mahnt Milz.
Mit dem im BMG geplanten Rx-Versandverbot könne die bewährte Versorgungsstruktur erhalten werden. „Wir Angestellten in deutschen Apotheken können die bisherige Haltung der SPD nicht nachvollziehen. Wir bitten Sie, uns zu helfen und das Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu unterstützen“, fordert Milz.
Die Apotheke sei ein wichtiger Teil eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. „Lassen Sie nicht zu, dass dieses Gesundheitssystem zerstört wird von ausländischen Kapitalgesellschaften, die in Deutschland weder Steuern zahlen noch Arbeitsplätze schaffen!“
Verschreibungspflichtige Arzneimittel seien hochwirksame Substanzen, die großen Nutzen haben, aber auch großen Schaden anrichten könnten. „Und oft genug ist den Patienten ihr Beratungsbedarf nicht bewusst. Verschreibungspflichtige Arzneimittel dürfen nicht über Rabattschlachten an den Verbraucher gelangen“, fordert Milz.
Aus Sicht der Angestellten widersprechen die Richter in Luxemburg mit ihrem Urteil dem Subsidiaritätsprinzip, wonach die Länder ihre Gesundheitssysteme eigenständig regeln könnten. „Andere europäische Länder wie Österreich lassen den Versand mit rezeptpflichtigen Medikamenten aus gutem Grund nicht zu. Der Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel muss gesetzlich verboten werden“, schreibt Milz.
Als Regierungspartei sei die SPD dem Wohl der Menschen verpflichtet. Es liege auch in Schulz‘ Verantwortung, ein System zu bewahren, das sich millionenfach bewährt habe.
Milz endet mit einem Appell. „Bitte unterstützen Sie das Gesetzesvorhaben, den Versand mit Arzneimitteln auf nicht verschreibungspflichtige Präparate zu begrenzen. Damit unsere qualifizierten, wohnortnahen Arbeitsplätze erhalten bleiben und damit unser Gesundheitssystem eines der besten der Welt bleibt – für die Menschen in unserem Land!“
Mehrere SPD-Ministerien hatten sich zuletzt gegen das von Gröhe geplante Rx-Versandverbot ausgesprochen. Derzeit suchen die Regierungsfraktionen nach einem Kompromiss. Zuletzt war über einen Vorschlag gesprochen worden, Rx-Boni für ausländische Versender zuzulassen, aber zu begrenzen. Die Landapotheken könnten im Gegenzug einen Zuschlag beim Nacht- und Notdienst erhalten.
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