Routineimpfungen gehen erheblich zurück APOTHEKE ADHOC, 28.07.2021 13:05 Uhr
Die Grundimmunisierung von Kindern ist ein wichtiger Baustein zum Schutz vor verschiedenen Erkrankungen – auch im weiteren Lebensverlauf. Doch aufgrund der Pandemie sind die Quoten von Routineimpfungen teilweise massiv zurückgegangen und Impfserien unterbrochen worden. Millionen Kinder weltweit sind davon betroffen.
Lockdown, Quarantäne und die Sorge vor einer Ansteckung: All das sind Gründe, die zu einer besonderen Situation während der Pandemie geführt haben. Darunter hat nicht nur die Lebensqualität jedes einzelnen, sondern auch die weltweite Gesundheitsversorgung gelitten. So zeigt sich beispielsweise bei Kindern ein erheblicher Rückgang von Routineimpfungen wie Diphterie-Tetanus-Pertussis (DTP) oder Masern.
Im Fachjournal „Lancet“ wurde kürzlich eine Modellierungsstudie des Institute for Health Metrics and Evaluation der University of Washington in Seattle vorgestellt. Es untersuchte die verabreichten Dosen der DTP- und Masern-Impfstoffe. Dabei zeigte sich – verglichen mit den erwarteten Versorgungslücken für anspruchsberechtigte Kinder – im Jahr 2020 ein Zuwachs von 8,5 Millionen Kindern, die nicht routinemäßig geimpft wurden.
Für ihre Untersuchung nahmen die Forscher:innen die dritte Impfdosis gegen DTP und die erste Dosis der Masern-Impfung unter die Lupe. Die Daten stammen aus einer Befragung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Von 105 befragten Nationen gaben 90 Prozent an, Einschränkungen durch die Pandemie auf grundlegende Gesundheitsdienste gehabt zu haben. Für seine Abschätzungen nahm das Team außerdem Berichte aus elektronischen Immunisierungsprogrammen zur Hilfe.
Die weltweit ermittelte Durchimpfungsrate für DTP lag bei 76,7 Prozent. Bei Masern wurde sie mit 78,9 Prozent berechnet. Das entspricht einem pandemiebedingten Defizit von 7,7 Prozent beziehungsweise 7,9 Prozent – im Vergleich zu den erwarteten Impfraten ohne Einfluss der Corona-Pandemie. Umgerechnet bedeutet das, dass rund 30 Millionen Dosen DTP-Impfstoff und 27,2 Millionen Dosen Masern-Impfstoff verpasst wurden.
Betroffen waren vor allem Nordafrika, der Nahe Osten, Lateinamerika, die Karibik und Südasien. In letzterem brachen die verabreichten DTP-Dosen im April 2002 mit 58,3 Prozent um mehr als die Hälfte ein. Bei den Masern-Dosen waren es 43,1 Prozent. Bereits vor der Pandemie wurden die Zielvorgaben der Durchimpfungsraten in einigen Ländern unterschritten. Der pandemiebedingte Rückgang ist daher umso dramatischer. Millionen von Kindern weltweit sind nur unzureichend oder gar nicht gegen vermeidbare Erkrankungen geimpft. Ziel ist es, durch weltweite Aufholbemühungen die Impfquoten zu steigern.