Kandidaten-Auftritt Jungen Union

Röttgen: Mache mir DocMorris-Werbung nicht zu eigen

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Berlin -

Ein Auftritt der drei Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz sorgte kürzlich besonders bei Apothekern für Ärger und Empörung: Beim „The Pitch“ genannten Event der Jungen Union trugen Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen von DocMorris gesponserte Mundschutzmasken mit dem aufgedruckten Logo der niederländischen Versandapotheke. Daraufhin schrieb auch Apotheker Hubertus Nehring von der Apotheke am Markt in Winsen Protestbriefe an die drei Politiker – und erhielt zwei Antworten. Immerhin will sich Röttgen den Werbeaufdruck nicht zu eigen machen.

Röttgen, der Kandidat mit den wohl geringsten Aussichten auf den Sieg, schrieb: „Ich habe, wie die anderen, die Masken der gastgebenden Jungen Union benutzt. Mir war der Werbeaufdruck nicht aufgefallen. Ich mache ihn mir auch nicht zu eigen.“ Eine klare Distanzierung hört sich zwar anders an, aber die Aussage klingt doch irgendwie nach einer versteckten Entschuldigung. „Als Apotheker in Deutschland frage ich mich, warum Sie Werbung für Doc Morris machen, einem niederländischen Versandhändler. Das ist ein Schlag ins Gesicht der deutschen Apothekerschaft. Wenn Ihnen das nicht klar war, so verstehe ich nicht, warum man sich nicht vorher anschaut, was man sich vor das Gesicht bindet?“, hatte Nehring geschrieben.

Laschet, NRW-Ministerpräsident und immer noch aussichtsreicher Kandidat für den CDU-Parteivorsitz, antwortete Nehrung bislang nicht. Merz verwies den Apotheker an die Junge Union. „Wir möchten darauf hinwiesen, dass die Masken allen Kandidaten von der JU zur Veranstatlung ausgehändigt wurden. Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an die dortige Pressestelle“, ließ Merz durch einen Mitarbeiter mitteilen.

Der Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban, antwortete: „Als Jugendorganisation arbeiten wir bereits seit vielen Jahren bei unseren Veranstaltungen mit Unterstützern aus der Wirtschaft zusammen. Dazu zählt neben DocMorris beispielsweise auch der Apothekerverband. Dies haben wir den Zeitungen aus dem Apotheker-Umfeld auf Nachfrage auch mitgeteilt. In den Artikeln hat diese Ausgewogenheit leider keinen Platz gefunden, was ich sehr bedauere.“ Mit dieser Aussage liegt Kuban aber falsch: Im Bericht von APOTHEKE ADHOC zu den umstrittenen Schutzmasken hieß es: „Die Junge Union jedenfalls sieht in dem Sponsoring kein Problem. Das Event ‚The Pitch‘ sei nicht nur von DocMorris, sondern auch von Bayer, der Allianz, Evonik und McDonalds finanziell unterstützt worden, so ein Sprecher. Als Jugendorganisation sei man besonders aufs Sponsoring angewiesen. Man schließe niemanden aus, was auch daran erkennbar sei, dass die JU in Niedersachsen mit dem dortigen Landesapothekerverband zusammenarbeite. Ein politisches Statement sei mit dem Sponsoring ohnehin nicht verbunden.“

Auf eine weitere kritische Nachfrage von Nehring antwortete Kuban erneut wie folgt: „Aufgrund der politischen Entscheidungen in den letzten Wochen sehe ich nicht, dass wir als Junge Union oder CDU den Apotheken in Deutschland vor den Kopf stoßen, sondern sie vielmehr stärken. Daher halte ich den Vorwurf für ungerechtfertigt. Die Unterstützer der Jungen Union umfassen seit vielen Jahren auch ausländische Firmen. Eine Abschottungspolitik in einer globalen Welt wird keine Position der Jungen Union sein, aber wir wollen ein gemeinsames Level Playing Field. Das ist unser politisches Ziel.“

Diese Replik wiederum ließ Nehring nicht Ruhen: Es gehe ihm nicht um Abschottungspolitik. DocMorris und andere sollten gerne den offenen Zugang zum deutschen Markt haben, „wenn diesen Firmen nicht zusätzliche Vorteile verschafft werden (weniger Bürokratie, weniger bis de facto keine Apothekenaufsicht)“. Ihm gehe es um etwas Anderes: „Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing“. Durch das Tragen der Masken verträten die JU und die drei Kandidaten die Interessen einer niederländischen Versandapotheke: „Wenn das für die JU/CDU im Rahmen der Globalisierung so in Ordnung ist, dann ist es die politisch eingeschlagene Richtung.“

Als „Normalbürger“ erwarte man von einem Politiker Neutralität und keine Interessenvertretung aufgrund von Bezahlung. Nehring: „Leider ist genau dies geschehen. Ich möchte Sie an die sinkenden Mitgliederzahlen und Wählerstimmen auch der CDU in den letzten Jahren erinnern. Wenn also eine deutsche Partei inländische Firmen mit ausländischen Firmen gleichsetzt, vertritt sie eben nicht mehr die Interessen der Wähler und der Steuerzahler. Es ist sicherlich nicht die Aufgabe einer deutschen Partei, die Arbeitsplätze in anderen Ländern zu fördern. Und nochmals, Doc Morris kann machen was es will, aber Politiker sollten nicht an Ihrem Körper auch noch dafür Werbung machen.“

 

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