Pflegereform

Rösler will Arbeitslose umschulen dpa, 08.12.2010 10:19 Uhr

Berlin - 

Im Kampf gegen den Fachkräftemangel in der Pflege setzt Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) auf eine Reform der Ausbildung, ausländische Kräfte und umgeschulte Arbeitslose. Auch Aufstiegschancen und weniger Bürokratie sollen Pflegeberufe attraktiver machen, sagte Rösler nach einem Spitzentreffen mit Vertretern der Pflegebranche. Konkrete Vorschläge für eine Pflege-Finanzreform wollte Rösler jedoch noch nicht machen.

Bis ins nächste Jahr hinein wolle Rösler sich in weiteren Dialogrunden auch um die Rolle der Angehörigen von Pflegebedürftigen kümmern sowie um Entbürokratisierung, um den Bereich Demenz, unterschiedliche Wohnformen und zuletzt um die Frage der Finanzierung.

Mit Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) habe er bereits darüber gesprochen, wie ein auslaufendes Programm zur Umschulung von Arbeitslosen und Pflegehelfern hin zur Pflegekraft weitergeführt werden könne, sagte Rösler. Noch im Januar solle es ein Treffen beider Minister sowie der Pflege-Arbeitgeber geben, um das Programm weiterzuführen und zu finanzieren. Die Arbeitgeber sollten sich beteiligen.

Bei der Koalitionsrunde am Donnerstag wolle er sich zudem dafür einsetzen, dass ausländische Pflegekräfte einen leichteren Zugang auf den deutschen Arbeitsmarkt bekommen. „Wir sind uns einig, dass Zuwanderung alleine das Problem nicht wird lösen können“, sagte Rösler aber. Kulturelle und sprachliche Barrieren stünden dem entgegen.


Entsprechend den Forderungen der Verbände versprach Rösler, sich für eine einheitliche Anerkennung der Abschlüsse stark zu machen. „Die politische Hausaufgabe ist die einheitliche Berufsanerkennung.“

Wichtig sei zudem eine Antwort auf die Frage: „Welche Perspektive können wir Pflegekräften bieten?“ Spätere zusätzliche Qualifikationen sollten verstärkt möglich werden. Auch die Kultusministerkonferenz sei gefragt, mehr Jugendliche für die Branche zu gewinnen. Zudem sollten die Arbeitgeber den Pflegekräften möglichst mehr als den Mindestlohn zahlen. Andernfalls kämen sie im Wettbewerb um die Kräfte nicht weit.

In 15 Jahren fehlen der Branche laut Statistischem Bundesamt 112.000 Vollzeitstellen. Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten in der Pflege sind Frauen. In Westdeutschland arbeiten mehr als zwei Drittel in Teilzeit als Krankenschwester, Hebamme, Altenpflegerin oder Gesundheitshelferin.

Grünen-Fraktionschefin Renate Künast warf Rösler indes eine grobe Vernachlässigung des Themas vor. „Der Minister hat seit einem Jahr keinen Finger gerührt, dabei brennt es bei diesem Thema schon lange lichterloh“, sagte Künast der Neuen Osnabrücker Zeitung. Künast rief Rösler dazu auf, dringend zu handeln. „Sonst bleibt von der Chance nur die riesige Lücke an fehlenden Fachkräften übrig.“