Um auf die schwierige Versorgungssituation aufmerksam zu machen, die sich durch das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) noch verschärfen könnte, veranstalten die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) und der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) im Sommer sechs Regionalkonferenzen. Ziel der Veranstaltungen sei es, Politik und Öffentlichkeit für die Situation zu sensibilisieren und Lösungsansätze zu diskutieren. Die Auftaktveranstaltung fand in Dortmund statt. Neben Teilnehmern aus den Apotheken der Region waren auch Gäste aus der Politik anwesend.
„Heute muss eine Apotheke in Dortmund 40 Prozent mehr Patienten versorgen als vor 15 Jahren“, so Kreisvertrauensapotheker Felix Tenbieg. „Zugleich haben die Patienten mehr Unterstützungsbedarf, weil sie immer älter werden. Der Arbeitsdruck steigt also in den Apotheken enorm.“
Mit einer Apothekenreform wolle das Bundesgesundheitsministerium (BMG) angeblich die Versorgung sichern – „gefährdet damit aber die Patientensicherheit und kürzt Leistungen für die Versicherten“, warnte Frank Dieckerhoff, Vizepräsident der AKWL. Denn das Ministerium wolle Apotheken ohne Apotheker schaffen. „Das heißt aber nichts anderes, als dass Leistungen für die Patienten gekürzt und auf Kosten der Sicherheit gespart wird“, so Dieckerhoff. Ohne Apotheker gebe es keine Medikationsberatung mehr, keine Impfungen und auch keine sichere Versorgung mit Betäubungsmitteln.
„Der Minister will, dass Apotheker massenhaft entlassen werden – und spart damit die sichere Arzneimittelversorgung der Menschen kaputt“, so Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des AVWL. Dies werde zu Folgeerkrankungen und Folgekosten führen. Die Reform sei eine „Mogelpackung“, warnte Rochell. Sinnvoller sei es, die Apotheken endlich wieder finanziell auf sichere Füße zu stellen, um das Apothekensterben zu stoppen.
Die staatlich geregelte Vergütung befinde sich auf dem Niveau von vor 20 Jahren, während in der gleichen Zeit Personal- und Sachkosten sowie die Inflation massiv gestiegen seien. Mittlerweile sei ein Drittel der Apotheken wirtschaftlich stark gefährdet. Allein die aktuelle Tariferhöhung schlage in einer durchschnittlichen Apotheke bis Ende 2026 mit 30.000 Euro zu Buche, erklärte Michael Beckmann, Vorsitzender der Bezirksgruppe Dortmund im AVWL. „Unsere Mitarbeiter haben diese im Vergleich zu anderen Branchen sehr moderate Tarifanpassung mehr als verdient.“
Susanne Schneider, Mitglied des Landtages der FDP-Fraktion, zeigte sich kritisch gegenüber den Reformplänen aus dem BMG. Die FDP sei mit dem Reformentwurf nicht einverstanden und werde noch in die Verhandlung gehen – „hier muss dringend noch nachgesteuert werden“, versicherte Schneider. Die Apotheken müssten für ihre Leistungen auskömmlich honoriert und das Geld im System anders verteilt werden.
Dr. Stephan Wallmeyer von der Dortmunder CDU wies darauf hin, dass mit der drohenden Reform „viel auf dem Spiel“ stünde. Er verwies auf die Einflussmöglichkeiten der Kommunalpolitik auf Bundesebene und appellierte, noch deutlich lauter zu werden.
Mit den Regionalkonferenzen erhebe man die Stimme schon deutlich. „Wenn die Bundespolitik aber nicht von ihrem Vorhaben ablässt und die Apotheken endlich stabilisiert, dann werden die Apotheken in Westfalen-Lippe noch lauter“, kündigte Rochell an.
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