Soforthilfe muss in den Koalitionsvertrag

Rochell: 100 Schließungen bis Bundesregierung steht

, Uhr
Berlin -

Selbst wenn der Koalitionsvertrag schnell geschlossen wird, werden bis dahin bundesweit viele Apotheken schließen müssen, schätzt Thomas Rochell, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL). Der Verband fordert daher von der künftigen Regierung eine Soforthilfe, offene Dialoge und eine echte Perspektive.

Die Bundestagswahl brachte eine klare Abkehr von der Ampel: Die SPD erzielte das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte, die FDP scheiterte an der 5-Prozent-Hürde, und auch die Grünen verloren deutlich. Geht es nach Wahlsieger Friedrich Merz (CDU), steht die neue Bundesregierung bis Ostern. „Bis dahin aber werden – bereits rein statistisch betrachtet – bundesweit annähernd 100 weitere Apotheken aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen“, warnt Rochell. „Und mit jedem Tag, den sich die Verhandlungen länger hinziehen, sterben ein bis zwei weitere. Deshalb muss die neue Regierung umgehend Sofortmaßnahmen ergreifen, um dieses Apothekensterben schnellstmöglich zu stoppen.“

Trotz weltweiter Krisen und großer Herausforderungen im Land dürfe die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung nach mehr als zehn Jahren ohne Inflationsausgleich nicht länger aufgeschoben werden, meint Rochell. Die anhaltende Schließungswelle zeige dies deutlich. Gerade angesichts der Krisen sei es wichtig, in Deutschland eine stabile und flächendeckende Versorgungslage zu sichern. „Das ist Daseinsvorsorge und ein Teil des sozialen Kitts in unserer Gesellschaft“, betont der AVWL-Vorsitzende.

„Kommen Sie vorbei – solange es geht“

Auch die weitere Entwicklung der Apotheken müsse Bestandteil des Koalitionsvertrages sein. „Im Vorfeld der Wahl haben sich die Parteien dafür ausgesprochen, das heilberufliche Potenzial der Apotheker für eine flächendeckende und zugleich wirtschaftliche Versorgung zu nutzen. Diese Pläne müssen jetzt im Koalitionsvertrag festgeschrieben werden und dürfen nicht zur Verhandlungsmasse werden“, fordert Rochell.

Gleichzeitig müssten die Apotheken auf ein langfristig solides wirtschaftliches Fundament gestellt werden. Dazu müsse eine neue Regierung nebst des verantwortliche Ministeriums und der zuständigen Gesundheitspolitiker „in einen konstruktiven Dialog mit den Apotheken vor Ort treten“, so der AVWL-Vorsitzende. Ein Wandel der apothekerlichen Aufgaben hin zu neuen heilberuflichen Kompetenzen und einer stärkeren Rolle im Gesundheitswesen könne seiner Meinung nach nur mit den Vor-Ort-Apotheken gelingen – nicht gegen sie oder ohne ihre Einbindung.

Den neuen Bundestagsabgeordneten spricht Rochell eine Einladung aus, sich vor Ort ein Bild von den alltäglichen Aufgaben und Leistungen der Apotheken un ihren wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu machen. „Kommen Sie vorbei – solange es noch eine Apotheke in Ihrer Nähe gibt.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr aus Ressort
ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick
Exklusiv: Karl Lauterbach – das Leben danach
Podcast NUR MAL SO ZUM WISSEN
Fixum. Fokus. Tino Sorge.
„Keine unbeschränkten Rabatte“
Phagro: Positionspapier gegen Skonto-Freigabe
Weiteres