Bundesgerichtshof

Apothekerschreck Fischer geht in den Ruhestand

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Berlin -

Seine Zunge ist scharf, berüchtigt und gefürchtet – nun geht Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof (BGH), in den vorzeitigen Ruhestand. Mit Erreichen des 64. Lebensjahres am 29. April wird der Vorsitzende des 2. Strafsenats aus dem BGH ausscheiden. In Apothekerkreisen unvergesslich ist seine Kolumne zum EuGH-Urteil zu Rx-Boni.

Darin wunderte sich der Jurist Anfang des Jahres über die besondere Eile von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), es der kleinen Gruppe von Apotheker mit dem Rx-Versandverbot recht zu machen, wo der es doch sonst bei viel bedeutsameren Themen langsam angehen lasse: „Sobald Ibuprofen oder Lyrica ihren Weg von DocMorris zum deutschen Schmerzpatienten finden, brechen die deutschen Apotheker scharenweise blutleer zusammen und verdorren wie die Bauernhöfe in der Milchschwemme. Samt ihren huschenden Helferinnen“, formulierte Fischer.

In der Demokratie sei das Volk der König: „Es sitzt im Parlament wie einst der König auf dem Thron, blickt um sich und überlegt Tag und Nacht, wie man Gerechtigkeit herstellen und für Recht und Ordnung sorgen soll.“ Fischer: „Da kamen die Mühseligen und Beladenen, die Entrechteten und Gequälten, die Flüchtlinge und Verfolgten, die Gerechten und Ungerechten. Sie traten vor den König und flehten: Hilf mir, Herr! Gib mir, was ich verdient habe! Bewahre mich in meinem Schmerz! Verzeih mir meine Fehler, und rette mich aus der Not! Behandle mich, wie Du jeden behandelst in der Weisheit Deiner Gerechtigkeit!“

Die „systemrelevanten Apotheken aller Kurorte“ hätten mitgeteilt, sie müssten Abermillionen von Apothekenhelferinnen entlassen, sollte nicht binnen Wochenfrist Rettung nahen, und „Du koronarer Herzerkrankter siechtest hunderttausendfach dahin, sollte die Apothekenhelferin Deines Vertrauens Dir bei Überreichung Deines Betablockers nicht mitteilen, es sei nach neuester Forschung zu empfehlen, den BMI von 33 auf 28 zu senken“.

Am Ende würde gar geschehen, was niemals geschehen darf: Die Apothekerverbände Bremerhaven, Hanau und Bad Wildungen würden dem König die Stimme verweigern. „Möllemann und Westerwelle würden auferstehen und ‚Freiheit!‘ rufen, Herr Lindner würde Bundespräsident und Frauke P. seine Lebensgefährtin. Das aber wäre das Ende des freien Westens, wie wir ihn kennen“, fabulierte Fischer.

Die Apotheker lasen und staunten. Auch künftig wird es viel Interessantes von ihm zu lesen geben. Thomas Fischer gehört zu den bundesweit bekanntesten Strafrechtlern, er verfasste einen Standard-Kurzkommentar zum Strafgesetzbuch und ist Autor der kontrovers diskutierte Kolumne „Fischer im Recht“ auf „Zeit online“.

Gerüchten, dass er ernsthaft erkrankt sei – er ist seit Wochen krankgeschrieben - trat er gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ entgegen: „Der Zeitpunkt entspricht meiner Lebensplanung“.

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