Kooperation mit Medgate

Rhön: Teleärzte sollen Patienten steuern

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Berlin -

Rhön-Klinikum setzt auf Fernbehandlung. Gemeinsam mit dem schweizerischen Telemedizinanbieter Medgate gründet der Krankenhauskonzern ein Joint Venture. In einer ersten Ausbaustufe sollen Patienten in dringenden oder allgemein medizinischen Fragen im Rahmen der gesetzlichen Regelungen künftig Beratungen und Behandlungen per Telefon, Video, Internet oder Smartphone-App erhalten.

Der Aufsichtsrat hat der Gründung zugestimmt, Rhön wird 51 Prozent der Anteile halten. Die Vorbereitungen für die Gründung seien bereits weit fortgeschritten. Über die finanziellen Details und die laufenden Gespräche mit Versicherungsgesellschaften wurde Stillschweigen vereinbart. Das Angebot richtet sich in einem ersten Schritt an private Krankenversicherungen und Selbstzahler. Die Zusammenarbeit mit gesetzlichen Krankenversicherungen sowie Erweiterungen des Angebots sind in Planung.

So könnten gemeinsam mit Partnern zukünftig Versorgungsverträge für Arbeitgeber, weitere Dienstleistungsangebote, wie zum Beispiel reisemedizinische Beratungen oder auch Lösungen für psychiatrische Erkrankungen oder Telemonitoring-Programme angeboten werden. Ein Beispiel für das Leistungsportfolio ist die Medgate Tele Clinic in Basel. Sie ist das größte ärztlich betriebene telemedizinische Zentrum Europas. Medgate baut hier nach eigenen Angaben. auf die Erfahrung von über 8,3 Millionen Telekonsultationen auf.

Rhön-CEO Stephan Holzinger sagte: „Mit dem Campus Bad Neustadt haben wir das erste Versorgungsangebot in Deutschland geschaffen, welches die bisherigen, wenig patientenfreundlichen Sektorengrenzen ambulant und stationär überwindet. Mit der Entscheidung für den Einstieg in die Telemedizin ergänzen wir nun die medizinische Wertschöpfung: Digital vor Ambulant vor Stationär ist die Formel, auf die wir setzen.“ Beide Innovationen zeigten, dass Rhön weiterhin Pionier in der deutschen Versorgungslandschaft sei. „Wir haben mit Medgate einen starken und erfahrenen Partner gefunden, der unsere hohen Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen an ein attraktives telemedizinische Angebot teilt.“

Dr. Andy Fischer, CEO von Medgate, sagte: „Mit der Rhön-Klinikum AG haben wir einen starken Partner an unserer Seite, der die Einführung der innovativen Medgate-Dienstleistungen in den Bereichen Telemedizin und Digital Health im deutschen Markt gemeinsam mit uns vorantreibt. In den Monaten bis zur Unterzeichnung der Verträge konnten wir die Grundlagen für die Strukturen unserer neuen Gesellschaft definieren, an der technologischen Infrastruktur arbeiten, den Rekrutierungsprozess in die Wege leiten sowie enge Kontakte mit potentiellen Partnern und Kunden knüpfen. Dank diesen Vorbereitungen werden wir effizient an die Umsetzung der nächsten Schritte bis zur Markteinführung unserer Dienstleistung gehen können.“

Unter Berücksichtigung der rechtlichen Rahmenbedingungen sollen die Strukturen für die Erbringung telemedizinischer und digitaler Dienstleistungen analog dem Schweizer Geschäftsmodell aufgebaut werden. Das Leistungsangebot von Medgate Deutschland umfasst im Kern eine telemedizinische Beratung und Behandlung und bei Bedarf „eine weiterführende Steuerung der Patienten in ambulante und stationäre Versorgungsangebote“.

Das Angebot richtet sich laut Konzern am Bedarf einer immer stärker digital werdenden Gesellschaft und deren Bedürfnissen nach einer effizienten, bequemen und raschen Gesundheitsversorgung aus. „Die Vorteile für den Patienten liegen auf der Hand: Zeit- und ortsunabhängige Beratung und Behandlung sowie die direkte Ausstellung von Rezepten oder Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen. Wir bieten den Zugang zu telemedizinischen Leistungen 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche an 365 Tagen im Jahr.“ Die Behandlung durch festangestellte Ärzte basiere auf etablierten evidenzbasierten medizinischen Leitlinien. Der Zugang zu den Ärzten erfolgt über einen telefonischen Erstkontakt mit einer medizinischen Assistenz oder nach einer automatischen Triage über eine Smartphone-App.

Anspruch ist es dazu beizutragen, die wachsenden ärztlichen Versorgungslücken im ländlichen Raum zu schließen. In einem ersten Schritt sollen insbesondere die Fachrichtungen Allgemeine und Innere Medizin, Pädiatrie, Dermatologie und Gynäkologie abgedeckt werden. Die festangestellten Ärzte werden umfassend für die telemedizinische Beratung und Behandlung und deren Besonderheiten aus- und weitergebildet und durch Medical Guidelines unterstützt, was die hohe Qualität der medizinischen Behandlung sicherstellt.

Die Gespräche mit Versicherungsgesellschaften entwickelten sich vielversprechend; schon seit September können Kunden einer PKV die telemedizinischen Services von Medgate nutzen. Um wen es sich handelt, will Rhön noch nicht verraten. Über die App könnten Symptome direkt erfasst, Dokumente hochgeladen, Arzt und Zeitpunkt ausgewählt und persönliche Behandlungspläne eingesehen werden. Alternativ erhalten die Versicherten auch telefonischen Zugang; die Leistungserbringung erfolgt übergangsweise aus der Schweiz. Dadurch hat der Patient rund um die Uhr Zugang zu telemedizinischen Dienstleistungen. Sobald Medgate Deutschland operativ in Betrieb genommen wird, erfolgt die Leistungserbringung vollständig aus Deutschland.

Analog zur Schweiz ist für Medgate Deutschland der Aufbau eines Personalstamms mit festangestellten Ärzten geplant. Die Partner werben mit flexiblen Arbeitszeiten, regelmäßigen Fortbildungen und verlässlicher Dienstplangestaltung. Die Anzahl der zukünftigen Ärzte, die für Medgate Deutschland arbeiten sollen, ist abhängig vom Wachstum und basiert auf den Erfahrungswerten der Schweiz.

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