Die Ärzte und Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz wollen dem drohenden Medizinermangel entgegenwirken. Ein Wirkstoff dagegen soll eine neue Koordinierungsstelle für die Weiterbildung von Hausärzten sein. Die Idee: Weiterbildung aus einer Hand im Zusammenspiel von niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern. Denn der Bedarf an Hausärzten wie auch Fachärzten wird in den kommenden Jahren steigen – vor allem auf dem Land.
„Bis 2022 wird fast die Hälfte der Ärzte aus dem System ausscheiden“, sagte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz, Peter Heinz. Die Zahl aller Ärzte und Psychotherapeuten im Land bezifferte er auf rund 7000 – damit könnten in fünf Jahren fast 3500 Ärzte fehlen. Heinz glaubt aber, dass Ärzte künftig nicht mehr mit 62 Jahren in Pension gehen wie bisher. Und: „Die junge Generation wird nicht mehr den 24-Stunden-sieben-Tage-Arzt geben wollen.“
Das Gesundheitsministerium sieht ebenfalls Bedarf umzusteuern. Die Situation könne problematisch werden, wenn nicht gehandelt werde, sagte Staatssekretär David Langner (SPD). Deshalb soll unter anderem die fünfjährige Weiterbildung zum Allgemeinmediziner in Praxen und Kliniken eng begleitet werden. Landesärztekammer-Präsident Günther Matheis nannte die Stelle einen wichtigen Beitrag dazu, „die flächendeckende Versorgung im Land sicherzustellen“. Die Weiterbildung solle an einem Ort und in einer Region möglich sein – Familie und Beruf sollen also besser vereinbar werden.
Der Vorsitzende der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz, Gerald Gaß, sieht darin die Chance, junge Ärzte zu gewinnen – und mehr Anreize zu schaffen, sie in ländliche Regionen zu schicken. Die Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung teilen sich die Förderung der neuen Koordinierungsstelle.
Die Weiterbildung in einer niedergelassenen Praxis wird insgesamt mit 4800 Euro im Monat gefördert, die im Krankenhaus mit rund 2400 Euro im Monat – die Differenz kommt zustande, weil die Kräfte im Krankenhaus einfacher in vollem Umfang in die Arbeit eingesetzt werden können. Die Koordinierung gibt es allerdings in anderen Ländern schon.
Die rot-gelb-grüne Landesregierung hat im Kampf gegen Ärztemangel unter anderem die Förderung von Niederlassungen und von Medizinstudenten mit praktischer Zeit beim Hausarzt angeschoben.
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