Rheinland-Pfalz

Medikationsplan: Apotheker springen für Ärzte ein

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Berlin -

Zur Abwechslung gibt es auch positive Nachrichten zum Medikationsplan: Während das E-Health-Gesetz weitgehend ohne Beteiligung der Apotheker verabschiedet wurde und man in Sachsen und Thüringen noch auf der Stelle tritt, vermeldet ein Pilotprojekt in Rheinland-Pfalz erste Erfolge. Bereits 280 Medikationspläne konnten erstellt und erste Ergebnisse ausgewertet werden.

In Rheinland-Pfalz wird seit März ein elektronischer Medikationsplan getestet. Das Modellprojekt läuft noch bis Anfang 2016. Es soll untersucht werden, wie Medikationspläne von Arzt und Apotheker nach der Entlassung aus dem Krankenhaus helfen können, die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu verbessern. Träger des Projektes sind das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium, die Landesapothekerkammer (LAK), die Universitätsmedizin Mainz und die Techniker Krankenkasse (TK).

Bislang erhielten 280 Menschen bei der Entlassung aus der Klinik einen Medikationsplan. Erstellt wurde er von den Krankenhausapothekern in Absprache mit den Klinikärzten. Alle Arzneimittel inklusive der Selbstmedikation wurden von den Klinikpharmazeuten auf Wechselwirkungen und Dosisanpassungen geprüft und in den bundesweit einheitlichen Medikationsplan eingetragen. Neben dem ausgedruckten Plan erhielt der Patient eine Beratung.

Die elektronische Umsetzung erfolgte über ein Online-Portal. Patienten erhielten eine PIN, mit der sie sich auf der Website einloggen konnten. Dort sahen sie eine Abbildung des Plans, die gemeinsam mit dem niedergelassenen Apotheker oder Arzt geändert und aktualisiert werden konnte. Für die Teilnahme erhalten die Hausärzte und Stammapotheken eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 30 Euro pro Patient und Quartal.

Die Ergebnisse sind den Projektpartner zufolge erfolgversprechend: „Es zeigte sich, dass mithilfe des Medikationsplans Wechselwirkungen vermieden werden können“, heißt es in einer Mitteilung der Landesregierung. Durch die Empfehlungen der Apotheker zu Einnahmezeitpunkten und Dosierungen hätten unerwünschte Arzneimittelwirkungen vermieden werden können.

Das bestätigten laut Landesregierung auch die teilnehmenden Patienten: „Alle befragten Patienten sagten, sie hielten den Medikationsplan für ausgesprochen hilfreich“, heißt es. 90 Prozent der Teilnehmer lobten auch die unterstützende Arzneimittelberatung bei der Aushändigung der Pläne. Die endgültigen Ergebnisse sollen im Frühjahr 2016 vorliegen.

Die Apotheker waren bei dem rheinland-pfälzischen Projekt von Anfang an eingebunden: „Die Krankenhausapotheker sind prädestiniert, den Medikationsplan bei Entlassung der Patienten aus dem Krankenhaus zu erstellen, den Patienten zu erklären und damit die Anwendung der Arzneimittel sicherer zu machen“, sagte Projektleiterin Professorin Dr. Irene Krämer, zugleich Direktorin der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz.

Aber auch bei der Aktualisierung der Pläne kam den Apothekern eine wichtige Funktion zu: In 80 Prozent der Fälle übernahmen sie allein die Anpassung der Pläne, die Ärzte der betroffenen Patienten hielten sich zurück. Bei 9 Prozent der Patienten erklärten sich Hausarzt und Apotheker bereit, die Pläne zu ändern, bei 11 Prozent nur die Mediziner. In den Vor-Ort-Apotheken wurden vor allem die Handelsnamen der verordneten Arzneimittel angepasst – bedingt durch die Rabattverträge – und die Arzneimittel der Selbstmedikation ergänzt.

Ein halbes Jahr lang wurden die Pläne von rund 240 Apotheken und 130 Hausärzten im Land bei jeder Änderung der Medikation angepasst. Insgesamt wurden mehr als 250 Aktualisierungen durchgeführt.

Für Kammerpräsident Dr. Andreas Kiefer ist klar, dass die Apotheker die Experten für Arzneimittel sind und die Verantwortung für die AMTS tragen. „Durch das Modellprojekt sind Krankenhäuser, Hausärzte und Apotheker besser vernetzt bei der Erstellung individueller Medikationspläne.“ Auch Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) betonte die Bedeutung des Projektes für eine gute sektorübergreifende Zusammenarbeit. Sie erhofft sich auch Impulse für den Bund.

TK-Landeschefin Anneliese Bodemar zeigte sich davon überzeugt, dass der elektronisch Medikationsplan neue Versorgungschancen bietet. „Deshalb wollen wir mit diesem Projekt prüfen, inwiefern telemedizinische Vernetzung einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der AMTS leisten kann.“ Die Erkenntnisse würden insbesondere für ein Flächenland wie Rheinland-Pfalz großes Potential bergen.

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