Rheinland-Pfalz

Hasse: Nullretax bedroht Existenzen

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Berlin -

Nullretaxationen, Importquote, Hilfsmittelverträge, niedrige Honorare: Theo Hasse, Vorsitzender des Landesapothekerverbands Rheinland-Pfalz (LAV), nutzte am Wochenende die Chance, alle Ärgernisse der Apothekerschaft auf den Tisch zu legen. Schließlich war bei der Mitgliederversammlung des Verbands auch die neue rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) anwesend – die sich offen für die Kritik zeigte.

In Reaktion auf die Äußerungen von DAK-Chef Professor Dr. Herbert Rebscher griff Hasse das Thema Nullretaxationen auf. Hasse monierte, dass die Apotheker umzingelt von Dienstleistern seien, die Retaxationen verschickten und damit ihr Geld verdienten. „Das ist offenbar ein einträgliches Geschäft“, kritisierte der LAV-Vorsitzende.

Dass es auch anders geht, habe die AOK Rheinland-Pfalz bewiesen. Gemäß einem Vertrag retaxiert die Kasse nur noch das Apothekenhonorar von 6,35 Euro, auch bei Verstößen gegen die Rabattverträge. Die Kasse profitiere mit einer Umsetzungsquote von 98 Prozent, und bei den Apothekern herrsche keine Angst, so Hasse. Dagegen habe ihm eine Apothekerin mitgeteilt, dass sie das besonders hochpreisige Präparat Sovaldi (Sofosbuvir) nicht an DAK-Versicherte abgebe, da sei Angst habe, wegen eines Formfehlers auf Null retaxiert zu werden.

Er forderte ein Ende dieser Praxis: „Nullretaxationen sind eine echte Existenzbedrohung für Apotheken“, so Hasse. Daher müsse das Thema möglichst schnell geregelt werden. Dieser Meinung habe sich auch die Ministerin angeschlossen.

Auch beim Thema Importquote sei man sich einig gewesen: Hasse warnte, über Importe kämen Fälschungen nach Deutschland, und die würden zur Gefahr. Die Importquote gehöre daher ersatzlos gestrichen, forderte er und schloss sich damit einem entsprechenden Antrag vom Deutschen Apothekertag (DAT) in München an.

Hasse kritisierte die niedrigen Preise im Hilfsmittelbereich und warnte davor, das Sachleistungsprinzip aufzuweichen. Er griff die Kritik des „Spiegel“ auf und erklärte mit Blick auf die DAK-Verträge: „Für 13 Euro kann man nicht mehr als Löschpapier erwarten.“ In der Konsequenz entstünden Mehrkosten, die bei denen hängen blieben, die am Ende des Lebens ohnehin wenig Geld zur Verfügung hätten.

Aber auch auf andere Probleme im Hilfsmittelbereich ging er ein: Immer wieder hätten DAK-Versicherte am Wochenende Inhalationsgeräte in Apotheken angefordert, die aber nicht abgegeben werden dürften. Der DAV hatte die entsprechenden Verträge gekündigt, nachdem die Kasse die Apotheker 2012 auf Aushilfen reduziert hatte. „Wir können nicht als Lückenbüßer einspringen, wenn die Vertragspartner auf Wochenendemodus geschaltet haben“, so Hasse.

Hasse forderte außerdem eine adäquate Honorierung. Im GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) seien die Apotheker derzeit ausgeklammert. Und wenn der Gesetzentwurf tatsächlich nicht durch den Bundesrat gehen sollte, wären die Apotheker aus seiner Sicht bis Jahresende „trockengestellt“.

Dabei sieht es ohnehin nicht rosig aus: Hasse stellte die Treuhand-Prognose für 2015 vor. Demnach macht eine durchschnittliche Apotheke mit einem Jahresendwert von knapp 2,1 Millionen Euro in diesem Jahr 71.000 Euro mehr Umsatz, das entspricht 3,5 Prozent. Dem stehen ein 4,3 Prozent höherer Wareneinsatz und 2,8 Prozent mehr Personalkosten gegenüber – entsprechend 66.000 beziehungsweise 6000 Euro. Damit liegt das Betriebsergebnis 0,8 Prozent beziehungsweise 1000 Euro niedriger als im Vorjahr.

Als Reaktion auf vergangene und kommende Apothekenschließungen wurde der Mitgliedsbeitrag für den LAV angepasst: Wie bislang zahlen Apotheker einen Festbetrag in Höhe von 1100 Euro für Haupt- und 990 Euro für Filialapotheken. Hinzu kommt ab 2015 ein umsatzbezogener Zusatzbeitrag.

Berechnet wird dieser auf Grundlage des Ergebnisses von Haupt- und Filialapotheken: Bei einem Umsatz von weniger als 1 Million Euro entfällt dieser Beitrag. Wird ein höheres Ergebnis erzielt, werden für die Apotheke oder den Verbund 0,01 Prozent fällig. Bei 6 Millionen Euro Umsatz ist der Beitrag gedeckelt.

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