Schätzungsweise 100.000 Null-Retax-Fälle hat der Deutsche Apothekerverband (DAV) gesammelt. Die teuersten Fälle gingen über 20.000 Euro hinaus, sagt Fritz Becker, DAV-Vorsitzender. „Das ist für mich moderne Strandräuberei“, so Becker. „Wir haben gezielt die Nullretaxationen gesammelt, die ganz eklatant auf Formfehlern beruhen.”
Der DAV werde nun in allen Fällen prüfen, welche Gründe die Kassen für die Retaxationen angegeben haben. So fänden sich etwa Formfehler des Arztes oder „Kleinigkeiten“, die nicht beachtet worden seien, in den Begründungen. In den vergangenen Tagen sei beispielsweise ein Apotheker auf Null retaxiert worden, weil der Patient seine Krankenkassenbeiträge nicht bezahlt hatte.
„Die Apotheke muss dafür haften“, so Becker. Das heiße im Umkehrschluss, dass der Apotheker bei jeder Rx-Abgabe fragen müsse, ob der Kunde denn auch seine Beiträge ordnungsgemäß abgeführt habe. Sonst könne er nicht beliefert werden.
In manchen Fällen gehe die Retaxationssumme über 20.000 Euro hinaus. Auch Apotheken mit Retaxationen in einer Größenordnung von 20 bis 30 Euro seien betroffen. „Aber es ist ganz egal, ob das nun 20 oder 20.000 Euro sind – es ist unmöglich, wie hier auf Null retaxiert wird“, so Becker. Nach der Aufarbeitung durch den DAV soll die Aufstellung dem Bundesgesundheitsministerium übergeben werden.
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