Ärztepräsident fordert „New Deal“

Reinhardt: Verwendungsrecht für neue Antibiotika

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Berlin -

Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Klaus Reinhardt, fordert einen „New Deal für die Entwicklung neuartiger Antibiotika“. Mehrere große Pharmaunternehmen hätten sich in den vergangenen Jahren aus der Entwicklung zurückgezogen. „Dieser Trend muss dringend gestoppt werden, denn er stellt eine Gefahr für die Patientenversorgung dar.“

Antibiotika müssten für die entwickelnden Unternehmen auch dann profitabel sind, wenn sie als Reserve für die Behandlung von schweren Erkrankungen bei Menschen vorgehalten werden, so Reinhardt bei der Veranstaltung „Die schleichende Pandemie“ in Brüssel. Denkbar wäre aus seiner Sicht, das Verwendungsrecht für neuartige Antibiotika zu vergüten – unabhängig von der eingesetzten Menge.

Der BÄK-Präsident sprach sich außerdem für den rationalen und verantwortungsbewussten Einsatz von Antibiotika aus, um Selektionsprozesse und die Entwicklung von Resistenzen einzudämmen. Dies gelte besonders für die von der Weltgesundheitsorganisation für die Behandlung von Menschen essenziell eingestuften Antibiotika („critically important antimicrobials of highest priority“, CIA-HP). Insbesondere in der Tiermedizin müsse der Verbrauch von CIA-HP strenger reguliert und auf ein Minimum gerechtfertigter Fälle reduziert werden, forderte Reinhardt.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte: „Ein New Deal für die Antibiotika-Entwicklung bedeutet auch, dass wir die Rahmenbedingungen für Forschung und Produktion verbessern müssen.“ Ziel müsse sein, die Produktion stärker an den Standort EU zu binden und damit Abhängigkeiten von Drittstaaten wie China oder Indien zu reduzieren.

Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer verwies beim Problem der zunehmenden Antibiotikaresistenzen auf die Notwendigkeit eines „One Health“-Ansatzes. Im Agrarsektor etwa müsse der Einsatz von Antibiotika weiter reduziert werden. Und schwindende Lebensräume für Wildtiere, verursacht durch den Klimawandel, eine wachsende Bevölkerung, zunehmende Mobilität und industrielle Landwirtschaft, bedeuteten generell eine stärkere Verbreitung von Zoonose-Erregern.

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