Reinhardt: Steuervorteile für Ü65-Ärzte Patrick Hollstein, 07.05.2024 17:37 Uhr
Ärztepräsident Klaus Reinhardt fordert Steuervorteile für Mediziner, um sie angesichts des Ärztemangels zur Weiterarbeit im Rentenalter zu bewegen. Eine relativ kurzfristig wirksame Maßnahme wäre es, Ärztinnen und Ärzte im Ruhestandsalter für die Patientenversorgung zu gewinnen, sagte der Chef der Bundesärztekammer (BÄK) anlässlich des Ärztetags dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Viele von Ihnen seien gerne bereit, zumindest in Teilzeit einen Beitrag zu leisten. „Wenn wir ihre Arbeitskraft und ihr Erfahrungswissen weiterhin nutzen wollen, sind intelligente und flexible steuerrechtliche Regelungen und Anreize zu schaffen“, sagte Reinhardt. Er mahnte: „Wir müssen den bevorstehenden Brain-Drain der Baby-Boomer verhindern.“
„Der Ärztemangel ist keine Prognose mehr, sondern in vielen Regionen Deutschlands längst Realität“, hatte Reinhardt bereits am Wochenende der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Rund 4800 Hausarztsitze seien unbesetzt, in den Krankenhäusern sehe es beim Personalmangel ähnlich aus. Hinzu komme, dass heute fast jeder vierte berufstätige Arzt 60 Jahre oder älter sei. „Wir stehen also vor einer massiven Ruhestandswelle, die das Problem weiter verschärfen wird“, warnte der Ärztepräsident.
Bereits vor einigen Wochen hatte Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender des Virchowbunds, eingeräumt, dass es in der ambulanten Versorgung ein demografisches Problem gibt. In den nächsten zwölf Jahren werde es aufgrund der Abgänge der geburtenstarken Jahrgänge ein Loch geben – vorausgesetzt man schaffe die geplanten 5000 zusätzlichen Studienplätze, sonst dauere es noch länger. „Das heißt: Wir müssen in der Zeit sehen, dass möglichst wenige Kolleginnen und Kollegen frühzeitig in Rente gehen.“ Dafür müssten aber die Rahmenbedingungen so attraktiv wie möglich sein, dasselbe gelte für den Nachwuchs: „Der Niederlassungswille ist nach wie vor da. Wenn ich abschreckende Instrumente wie die Regresse abschaffe, werde ich auch Leute finden, die sich niederlassen.“
Für ländliche Regionen brauche man flexible Möglichkeiten, damit Ärztinnen und Ärzte die Versorgung gewährleisten könnten. „Das ist alles organisier- und machbar. Aber auch das wird Geld kosten.“
Catrin Steiniger, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, fügte aktuell hinzu: „Ärztepräsident Klaus Reinhard hat recht: Angesichts der demographischen Entwicklung brauchen wir neue Anreize. Steuerliche Entlastungen für ältere Kolleginnen und Kollegen können aber nur ein Baustein sein. Für Ärztinnen und Ärzte jeden Alters muss es generell wieder attraktiv sein, sich in der Versorgung zu engagieren. Es müssen endlich alle Praxen, egal welcher Fachrichtung, für ihre Arbeit vollständig honoriert werden. Wir brauchen eine echte Entbudgetierung der ambulanten Medizin!“