PGEU-Präsident

„Regierungen müssen in Apotheken investieren“

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Berlin -

Kurz bevor Großbritannien über den Brexit abstimmt, wählt der EU-Apothekerverband PGEU einen Briten an seine Spitze: Rajesh Patel führt die Dachorganisation der europäischen Berufsorganisationen im kommenden Jahr. Er will sich dafür einsetzen, dass die Apotheken mehr Kompetenzen bekommen.

Patel studierte Pharmazie in Manchester und kaufte ein Jahr nach seinem Examen seine erste Apotheke. Heute betreibt er 17 Filialen in England; außerdem ist er als Vorsitzender des Apothekerverbands NPA berufspolitisch aktiv. 2013 wurde er für seine Verdienste um die Dienstleistungen der Apotheken auf die Ehrenliste der Queen gesetzt.

Gewählt wurde Patel auf der PGEU-Mitgliederversammlung in Den Haag. In seiner Rede hielt er fest, dass Europa ökonomisch nicht in guter Verfassung sei. Kosteneinsparungen träfen oft die Apotheken, denen die Regierungen auf der Sucht nach Einsparungen die Vergütung kürzten, so Patel mit Blick auf sein eigenes Land. Trotzdem gebe es bei der Versorgung der Patienten keine Einschränkungen.

In Europa gebe es 160.000 niedergelassene Apotheken, die täglich von 45 Millionen Menschen besucht würden. Die Leistungsangebote würden permanent ausgebaut, so Patel. Als Beispiele nannte er den Medikationscheck (MUR) und die Behandlung leichter Krankheiten. Für solche wertvollen Dienstleistungen seien Apotheken die ideale Anlaufstelle.

Apotheken seien bereit und willens, diese Services anzubieten, müssten aber die Unterstützung der Politik bekommen, so Patel. „Es ist essenziell, dass die Regierungen in Europa in die Apotheken investieren, damit das Apothekennetz aufrecht erhalten wird und Patienten von der pharmazeutischen Expertise profitieren.“

Die Präsidentschaft des PGEU rotiert jährlich, aktuell steht der Niederländer Jan Smits an der Spitzer. Er hatte den Iren Darragh O'Loughlin abgelöst, der die PGEU im Jahr 2015 führte.Vor ihm standen der Slowake Štefan Krchňák und der Italiener Maximin Liebl an der Spitze. 2011 hatte der damalige deutsche ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf den Vorsitz übernommen.

Die PGEU vertritt seit 1959 als Zusammenschluss der nationalen Apothekerorganisationen von 33 europäischen Ländern mehr als 400.000 Apotheken. Vor einem Jahr hatte die litauische Apothekerin Jurate Svarcaite als Generalsekretärin die Nachfolge von John Chave angetreten, der die Geschäftsstelle in Brüssel neun Jahre lang geleitet hatte.

Der EU-Apothekerverband wurde am 29. Mai 1959 in Frankfurt gegründet. Zunächst ein Forum für den losen Erfahrungsaustausch, kamen mit der Aufnahme neuer Mitgliedsstaaten und der Ausweitung der Zuständigkeiten der heutigen EU immer neue Aufgaben auf die Vertretung in Brüssel zu. In den 1980er Jahren half die PGEU beispielsweise, die Ausbildung und Qualifizierung pharmazeutischen Personals europaweit anzugleichen.

Mit den EU-Verfahren zum Fremd- und Mehrbesitzverbot sowie zu Niederlassungsbeschränkungen für Apotheken gewann die Interessenvertretung in Brüssel endgültig eine neue Bedeutung. Seit Ende der 1990er Jahre hatten sich immer wieder Apotheker beispielsweise aus Spanien oder Italien über die strengen Zulassungsregeln beschwert.2004 monierte Celesio die Zugangsbeschränkungen in Italien; die Brüsseler Behörde leitete schließlich Vertragsverletzungsverfahren ein, die erst 2011 formal eingestellt wurden.

Heute gehören rund 400.000 Pharmazeuten aus 30 Ländern über ihre nationalen Standesorganisationen der PGEU an – Mitglied werden können ausschließlich Apothekerorganisationen. Ein halbes Dutzend Mitarbeiter vertreten die europäischen Pharmazeuten. Mehrfach im Jahr finden Treffen der Generalversammlung, der Arbeitsgruppen oder des Vorstands statt.

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