Substitutionsbehandlung

Regierung im Heroin-Streit dpa, 20.03.2009 13:16 Uhr

Berlin - 

Im Koalitionsstreit um die staatliche Abgabe von synthetischem Heroin ist weiterhin keine Annäherung in Sicht. Die SPD warf der Union im Bundestag vor, die Diamorphin-Abgabe an Schwerstabhängige aus rein ideologischen Gründen zu blockieren. Die Drogenbeauftragte der CDU/CSU-Fraktion, Maria Eichhorn (CSU), sprach von „schwerwiegenden fachlichen Argumenten“, die gegen eine Therapie mit künstlich hergestelltem Heroin sprächen.

Eichhorn erklärte, eine Diamorphin-Behandlung sei dreimal so teuer wie eine Therapie mit dem Heroin-Ersatzstoff Methadon, bringe aber nur geringe Vorteile. Zudem drohe ein Ansturm von bis zu 80.000 Abhängigen. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), sprach hingegen von lediglich 2000 bis 3000 Betroffenen. Die „Horrorzahl“ von 80.000 Patienten sei „eine reine Erfindung der Union“. Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Dr. Carola Reimann, betonte zudem, der Gesundheitszustand und die Lebensumstände der Betroffenen hätten sich in Modellversuchen nachweisbar verbessert.

In sieben deutschen Großstädten werden seit 2002 jene Abhängige mit Diamorphin versorgt, bei denen andere Therapien erfolglos waren. Ein von der SPD angestoßener Gruppenantrag, der eine bundesweite Angabe auf Kosten der Krankenkassen vorsieht, wird im Bundestag auch von FDP, Linken und Grünen unterstützt. CDU und CSU sprechen sich in einem Gegenantrag für weitere Modellversuche aus, da noch viele Fragen ungeklärt seien. Das im Koalitionsvertrag vorgesehene einheitliche Abstimmungsverhalten von Union und SPD ist in dieser Frage bereits aufgehoben.

Im Gegensatz zur CDU/CSU-Fraktion hatten sich bereits im Jahr 2007 mehrere unionsregierte Länder im Bundesrat dafür ausgesprochen, die kontrollierte Diamorphin-Abgabe auf ganz Deutschland auszuweiten.