Reformpläne: Weltapothekerverband schlägt Alarm Lilith Teusch, 19.06.2024 13:15 Uhr
In einem Schreiben warnt der Weltapothekerverband FIP (Federation Internationale Pharmaceutique) eindringlich vor den Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Apotheken auch in Abwesenheit eines Apothekers oder einer Apothekerin öffnen und betreiben zu dürfen. Die Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ohne die Anwesenheit eines Approbierten könnte die Patientenversorgung und -sicherheit gefährden. Deutschland verramsche damit sein hochentwickeltes Apothekenwesen.
„Diese Angelegenheit muss sorgfältig geprüft werden, da sie sich auf die Patientensicherheit und die Qualität der pharmazeutischen Versorgung auswirkt“, heißt es in dem Schreiben von FIP-Präsident Paul Sinclair und CEO Dr. Catherine Duggan. Zwar gebe es Länder auf der Welt, in denen die Anwesenheit von Apothekern in öffentlichen Apotheken nicht gesetzlich vorgeschrieben sei. Diese hätten aber entweder weniger strenge Berufsvorschriften oder unzureichende Kapazitäten an Fachkräften. Das sei in Deutschland nicht der Fall. Die deutsche Gesetzgebung verlange, dass ein Apotheker der Inhaber einer Apotheke sein muss. Seine Anwesenheit in der Apotheke garantiere eine strenge Überwachung und hohe Qualität.
Auf Kosten der Versorgungsqualität
Verschreibungspflichtige Medikamente seien keine normalen Handelswaren, sondern potente, stark regulierte Präparate, die nur unter der strengen fachlichen Aufsicht eines Apothekers oder einer Apothekerin abgegeben werden sollten. „Überall dort, wo verschreibungspflichtige Arzneimittel abgegeben werden, muss ein Apotheker anwesend sein“.
Die Evidenz sei eindeutig: Die Zulassung der Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ohne Aufsicht einer Apothekerin oder eines Apothekers könnten daher zu einer erheblichen Verschlechterung der Qualität des Apothekenbetriebs und der Standards der Patientenversorgung führen.
Der Wegfall der kritischen klinischen Beurteilung, die Approbierte bei der Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln leisten, könnte unmittelbar dazu führen, dass Apotheken zu reinen Einzelhandelsgeschäften werden. Zur Beurteilung gehören der verantwortungsvolle Umgang mit Medikamenten, das Erkennen von Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder Lebensmitteln und die Bereitstellung therapeutischer Substitutionen, falls erforderlich.
Der weltweite Verband FIP vertritt mehr als vier Millionen Apothekerinnen und Apotheker, pharmazeutischer Wissenschaftler und Ausbilder weltweit.