Raumfahrt

Im Weltraum gilt deutsches Arzneirecht

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Berlin -

Während die Luxemburger EuGH-Richter noch darüber grübeln, ob für DocMorris & Co. jenseits der Grenze das deutsche Arzneimittelpreisrecht gilt, ist die Sache im Weltraum klar: In 400 Kilometer Höhe über der Erde auf der Raumstation ISS steht das heimische Arzneimittelrecht nicht zur Disposition. „Auf der Internationalen Raumstation gilt das Recht der Nation, von der aus das Modul betrieben wird“, weiß das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Im Prinzip gilt also auch das deutsche Arzneimittelgesetz.

15 Länder betreiben gemeinsam die ISS, darunter auch Deutschland. Die NASA betreibt in den USA eine eigene Apotheke, die die Astronauten auf der ISS mit Medikamenten beliefert. Außer Schmerz- und Schlafmittel werden Medikamente im Allgemeinen erst nach Rücksprache mit dem jeweiligen Fliegerarzt eingenommen.

Auf der Raumstation haben Amerikaner und Russen jeweils ihre eigene Bordapotheke. Auch die europäischen Astronauten können daraus „versorgt“ werden. Wenn also der deutsche Astronaut Alexander Gerst 2018 zu seiner zweiten ISS-Mission als Kommandant zur Raumstation fliegt, nimmt er keine deutsche Reiseapotheke mit.

Bei der Einnahme von Arzneien ist für die Astronauten keine Umstellung erforderlich. Der Beipackzettel muss nicht umgeschrieben werden: Arzneimittel wirken im Weltraum laut DLR unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit genauso wie auf der Erde. Außerdem müssen zur Wirksamkeit oder Einnahme keine speziellen Darreichungsformen gewählt werden. Alles läuft pharmakologisch genauso ab wie auf der Erde.

Gerst wird auf der ISS sechs Monate eingesetzt, drei davon sogar als Kommandant. Damit ist der Geophysiker und Astronaut der erste Deutsche und erst der zweite Europäer auf diesem Posten. Zusammen mit den USA, Russland, Japan und Kanada sind über die Europäische Weltraumorganisation (ESA) elf europäische Staaten an der ISS beteiligt.

Im Weltraum werden vor allem Medikamente gegen Übelkeit, Schmerzen und Schlafstörungen gebraucht. „Die typischen Beschwerden werden durch die Schwerelosigkeit verursacht“, erklärt Dr. Claudia Stern vom DLR. Die Ärztin betreut seit einigen Jahren im Flugmedizinischen Center europäische Astronauten.

Viele Astronauten leiden laut Stern bei ihrem ersten Flug an der Raumkrankheit, dem Space Adaption Syndrome. Ähnlich wie die Seekrankheit wird es durch eine Störung des Gleichgewichtsorgans verursacht und ist mit Übelkeit und Erbrechen verbunden. Relativ häufig sind der Medizinerin zufolge auch Schmerzen, etwa für die Wirbelsäule, die sich ohne Schwerkraft streckt, oder für die Gelenke – immerhin machen die Astronauten zwei Stunden am Tag Sport. Am Anfang sind auch Kopfschmerzen üblich, da den Astronauten Flüssigkeit in den Kopf steigt.

Es ist sehr teuer, etwas auf die ISS zu bringen. Deshalb sind die Vorräte groß: Die Arzneimittel auf der Raumstation reichen für mindestens ein halbes Jahr. Klassische Medikamente, die zum Einsatz kommen, sind laut Stern etwa Paracetamol und Ibuprofen. Auch Antibiotika sind an Bord. Notfallmedikamente sind natürlich auch dabei.

Im Ernstfall müssen sich die Astronauten selber helfen, angeleitet von einem zugeschalteten Arzt. Jeder Astronaut hat seinen eigenen Fliegerarzt, der ihn vor, während und nach dem Flug betreut. Wenn sich die Astronauten auf der ISS befinden, finden regelmäßig – normalerweise wöchentlich – sogenannte „Private Medical Conferences“ zwischen ihnen und ihrem Arzt statt.

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