AOK-Rabattverträge

Ratiopharm büßt für Formfehler

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Die Zeiten, in denen große Generikahersteller die AOK-Rabattverträge auf die leichte Schulter genommen haben, sind längst vorbei. Alle Hersteller sind auf die Absätze angewiesen, wenn sie im Geschäft bleiben wollen - und bieten mit. Bei der vergangenen Ausschreibung hat sich jedoch ausgerechnet der Branchenriese Ratiopharm offenbar selbst ein Bein gestellt: Die Gebote enthielten nach Informationen von APTOHEKE ADHOC gravierende Formfehler - und Ratiopharm erhielt nicht einen einzigen Zuschlag.

Angeblich gab es bei Ratiopharm einen Fehler bei den Berechnungen zum Kapazitätsnachweis. Den eingereichten Zahlen zufolge hätten die Kapazitäten des Herstellers nicht ausgereicht, um die Verträge zu bedienen - ein Ausschlusskriterium bei der Vergabe der Zuschläge. Denn das Vergaberecht ist ein formales Recht, und fehlerhafte Dokumente werden gnadenlos bestraft.

Dabei hatte die AOK den Herstellern eine eigens programmierte Excel-Tabelle zur Verfügung gestellt, die nur noch ausgefüllt werden musste. Das Verfahren war nach Einschätzung aus der Branche ziemlich narrensicher, es gab sogar eine Video-Anleitung für die Abgabe der Gebote. Manch kleineres Unternehmen soll daher sogar auf die Hilfe von Juristen verzichtet haben.

Wer dagegen bei Ratiopharm den vermeintlichen Fehler bei der Gebotsabgabe zu verantworten hat, ist nicht bekannt. Aus Unternehmenskreisen heißt es, Geschäftsführer Oliver Windholz habe die Dokumente alleine gezeichnet - was allerdings fraglich ist, da er im Normalfall nicht alleinvertretungsberechtigt ist.

Und es gibt möglicherweise noch ein weiteres pikantes Detail an Ratiopharms Scheitern: Die Schwesterunternehmen CT und AbZ sind bei der Ausschreibung ebenfalls leer ausgegangen - dem Vernehmen nach wegen desselben markanten Formfehlers. Da die Unternehmen, die alle zur Merckle-Gruppe gehören, aber nicht als Bietergemeinschaft aufgetreten sind, hätte eine mögliche Absprache gegen das Vergaberecht verstoßen.

Ratiopharm wollte gegenüber APOTHEKE ADHOC die Vorkommnisse nicht kommentieren. Auch bei CT und AbZ äußerte man sich auf Nachfrage nicht zu der Ausschreibung. Grundsätzlich kommentiere das Unternehmen nur Vertragsabschlüsse, so AbZ-Geschäftsführerin Sandra Bitterle.

Die Folgen der möglicherweise vermasselten Ausschreibung deuten sich jedenfalls in aktuellen Abverkaufszahlen an: Der Marktanteil des Ulmer Konzerns ist demnach im Juni - dem Startmonat der AOK-Verträge - von 21 auf knapp 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen. Die Abverkäufe lagen damit 5 Millionen Euro unter Vorjahresniveau.

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