Randnotiz

Merkels Prognose-Sakko Alexander Müller, 27.11.2013 16:57 Uhr

Berlin - 

Wenn die SPD-Mitglieder ihren Parteiobersten nicht in den Rücken fallen, regiert noch vor Weihnachten die Große Koalition. Nach vier Jahren verkorkster Wunschehe mit der FDP kehrt Merkel zum Partner ihrer ersten Kanzlerschaft zurück – gezwungenermaßen. Aber auch dieses Bündnis wird nur maximal vier Jahre dauern. Spätestens ab Herbst 2017 wird Merkel mit den Grünen regieren. Wer hat es uns verraten: Merkels Prognose-Sakko.

Heute hat die CDU-Vorsitzende gemeinsam mit den Parteichefs Sigmar Gabriel (SPD) und Horst Seehofer (CSU) den Koalitionsvertrag präsentiert. Dabei trug sie ein grünes Sakko.

Nun mögen Sie sagen: Schön, hat Frau Merkel nach einer durchverhandelten Nacht eben das Erstbeste aus dem Schrank gezogen. Alles Zufall? Bei Merkel?

Die Geschichte beweist das Gegenteil: 2009 stand Merkel mit Seehofer und einem damals noch strahlenden Guido Westerwelle ebenfalls in der Bundespressekonferenz. Die drei präsentierten ihren Koalitionsvertrag. Seehofer und Westerwelle erzählten heiter, sie würden sich jetzt duzen. Merkel trug – ein rotes Sakko. Vier Jahre später strahlt Westerwelle nicht mehr und die SPD darf wieder ran.

Mit den Sozialdemokraten hat Merkel schon einmal regiert, viele sagen, gar nicht so schlecht. Bei der Präsentation des Koalitionsvertrags – damals mit Edmund Stoiber (CSU) und Matthias Platzeck (SPD) – trug Merkel ein Sakko, das man mit einigem Wohlwollen gelb nennen konnte. Sie wusste also auch damals schon, dass es in vier Jahren zu einem Bündnis mit der FDP reichen würde.

Die aktuelle Garderobe der Kanzlerin prophezeit ein schwarz-grünes Bündnis nach der nächsten Wahl. Und so abwegig ist das gar nicht: Merkels Gesundheitsexperte Jens Spahn hat sich ja schon vor Abschluss der Koalitionsverhandlungen in weitere Sondierungsgespräche mit den Grünen begeben.