„Die Rente ist sicher“, posaunte einst CDU-Rentenminister Norbert Blüm im Wahlkampf von vielen Plakatwänden. Dieser Spruch ist längst als sozialpolitische Falschaussage ersten Ranges in die Annalen eingegangen. Zuerst steuerte die gesetzliche Rente in die Krise. Jetzt trifft das gleiche Schicksal mit voller Wucht alle kapitalgedeckten Altersvorsorgesysteme und damit auch die Versorgungswerke der Apotheker. Dem Berufsstand droht ein Generationenkonflikt – der Nachwuchs sollte sich endlich im ureigenen Interesse berufspolitisch engagieren.
Weil die Europäische Zentralbank (EZB) Schritt für Schritt die Zinsen auf Null gesenkt hat, zahlen Sparer aller Klassen jetzt die Zeche. Die Zeche für die seit Bestehen des Euro aus dem Ruder gelaufene Haushaltspolitik vieler Euro-Staaten. Weil Länder wie Griechenland, Spanien, Italien und Frankreich immer höhere Staatsschulden aufgetürmt haben, muss die Europäische Notenbank die Zinsen niedrig halten. Jeder Prozentpunkt Zinserhöhung würde diese Euro-Staaten und den Euro selbst ein gutes Stück weiter in den Ruin treiben. Die Konsequenzen wären unabsehbar.
Nach Lage der Dinge ist daher ein Ende der Niedrigzinspolitik der EZB nicht zu erwarten. Lebensversicherungen wie Versorgungswerke müssen die Suppe auslöffeln, die ihnen die Regierungen eingebrockt haben. Längst sind daher die Anlage-Gurus verstummt, die die Kapitaldeckung als einzig zukunftsträchtige Alterssicherung angepriesen haben. Zinsen fallen nicht vom Himmel. Sie müssen erarbeitet, erwirtschaftet und mit Blick auf die Staatshaushalte erspart werden. Sonst platzt auch diese die Zukunftsrechnung.
Die Versorgungswerke haben als Reaktion die Wahl zwischen Pest und Cholera: Sie müssen ihre Zusagen stutzen – entweder für alle Versicherten oder nur für die Neulinge oder sie müssen die Abschläge nach Altersgruppen differenzieren. Für letzteren Weg hat sich jetzt auch das Versorgungswerk Schleswig-Holstein entschieden.
Das ist sicherlich gerechter, als alle über den gleichen Kamm zu scheren. Langjährige Versicherte können sich so wenigstens für ihre bereits gezahlten Beiträge auf den Vertrauensschutz verlassen. Zwar könnte der Rechnungszins anders als der Garantiezins von Lebensversicherung auch rückwirkend gekürzt werden. Aber ein solches Vorgehen würde das ohnehin angeknackste Vertrauen in die Altersvorsorge gänzlich ruinieren. Außerdem tragen die älteren Versicherten über ihre noch zu leistenden Beiträge ein Teil der Last mit – darin spiegelt sich ein Stück Generationengerechtigkeit und -solidarität.
Beim Versorgungswerk Schleswig-Holstein haben aber trotzdem vor allem die jüngeren Versicherten den Schwarzen Peter. Je weiter die Rente entfernt liegt, umso schmerzlicher fallen die Einschnitte aus. So funktioniert das Zinsprinzip nun mal auf lange Sicht.
Dennoch gibt es für die Apotheker keine Alternative zu den Versorgungswerken. Die Rendite der Beiträge hat sich zwar verschlechtert. Sie ist aber immer noch deutlich besser als bei der gesetzlichen Rente, bei der alle Beitragszahler für die sozial Schwächeren und verschiedene Wohltaten drauflegen müssen.
Alternativlos bedeutet aber nicht, das jüngere Apotheker ihre Hände in den Schoß legen können. Im Gegenteil: Als Alterslohn für Lebensleistung ist die Rente der Versorgungswerke keine Garantie mehr für die Sicherung des Wohl- und Lebensstandards. Gerade die Jüngeren müssen sich über zusätzliche Vorsorge Gedanken machen.
Mehr noch: Der pharmazeutische Nachwuchs sollte sich auf den Weg durch die berufspolitischen Institutionen machen. Wer über seine Altersvorsorge mitbestimmen will, muss sich in den Apothekerkammern engagieren, sich in die Ausschüsse begeben und mitentscheiden wollen. Denn auch in Zukunft wird es bei jeder Veränderung verschiedene Stellschrauben geben, die Jung und Alt unterschiedlich treffen.
Der olympische Gedanke – „Dabei sein ist Alles“ – gilt auch für die Rente: Altersvorsorge geht eben jeden etwas in jedem Alter an. Wenn man bereits die Rente dicht vor Augen hat, ist es zu spät, um darauf Einfluss zu nehmen. Also, ran an die Rente.
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