Die Barmer Ersatzkasse betritt bei ihrer Ausschreibung zu Rabattverträgen Neuland: Nach Angaben der Kasse soll jedes Unternehmen einen Zuschlag für den jeweiligen Wirkstoff erhalten, wenn das Angebot den geforderten Mindestrabatt erfüllt. Der tatsächlich zu gewährende Nachlass hängt dann von den Umsätzen des Unternehmens mit diesem Wirkstoff ab. Einzelheiten dazu werden aber erst mit der Veröffentlichung der Ausschreibung bekannt gegeben. Kritik gibt es jetzt schon.
In der bereits veröffentlichten Vorabinformation heißt es: „Pro Wirkstoff und Gebietslos wird ein Rabattvertrag mit den Bietern abgeschlossen, deren Angebot sich in dem vom Auftraggeber vorgesehenen Rabattrahmen bewegt.“ Detlef Böhler, Leiter des Bereichs Arzneimittel bei der Barmer, bestätigte gegenüber APOTHEKE ADHOC: „Jedes entsprechende Gebot wird bei den Rabattverträgen berücksichtigt.“
Diese neue Variante biete den Herstellern „absolute Kalkulationssicherheit“, sagte Böhler. „Unser Ziel war es, den kleineren und mittleren Generikaherstellern die Hand zu reichen und die andere Hand den Großen zu geben, damit die bei uns weiterhin breit aufgestellt sind.“ Dass das neue Modell im Kern der Idee von Zielpreisen entspricht, hört Böhler aber nicht gern.
Sobald die neuen Verträge laufen, will die Barmer ihre bestehenden Portfolioverträge auflösen. Das ist vom Gesetzgeber auch so gewollt; die Kassen müssen alle neuen Verträge ausschreiben. Die Barmer habe die Ausschreibung gemeinsam mit der GEK deshalb bewusst groß angelegt und „alle relevanten Wirkstoffgruppen“ einbezogen, sagte Böhler. Die bisherigen Sortimentsverträge der Kasse würden damit abgelöst. Voraussichtlich werden insgesamt 340 Fachlose in fünf Losgebieten ausgeschrieben.
Kleinere Hersteller befürchten allerdings, durch den breiten Zugang zu den Verträgen benachteiligt zu werden. „Es geht dabei offensichtlich nicht um Rabattmaximierung“, sagte der Sprecher eines Unternehmens gegenüber APOTHEKE ADHOC. „Wir werden wieder nichts davon haben, dass wir preiswert anbieten können.“ Rabattverträge dieser Art seien „mehr als mittelstandsfeindlich“. Angesichts der auslaufenden Portfolioverträge der Kasse sagte er: „Man kann sich schon fragen, wer sich diese Ausschreibung ausgedacht hat und wessen Ziele die Barmer damit verfolgt.“
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