Rezeptprüfung

Rabattverträge entzweien AOK und Apotheker

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Pünktlich zum Start der vierten AOK-Rabattrunde am 1. April liegen sich die verhandlungsführende AOK Baden-Württemberg und die Apotheker im Ländle in den Haaren. Die Kasse hatte an rund 2000 Apotheken geschrieben und die mangelhafte Umsetzung der Rabattverträge moniert. Auf die ziemlich unverhohlene Drohung der Kasse mit Vertragsstrafen reagieren die Apotheken jetzt mit Warnschüssen bezüglich der neuen Rabattrunde.

„Ich fordere von der AOK im Land umgehend eine Klärung der Situation. Anderenfalls sehe ich bei der Umsetzung der neuen Rabattverträge große Schwierigkeiten bei der Versorgung der Patienten“, sagte der Vorsitzende des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, Fritz Becker. Es sei zu befürchten, dass es wegen der ungeklärten Situation zur Austauschbarkeit von Arzneimitteln bezüglich des zugelassenen Indikationsbereiches und bezüglich der Packungsgröße zu Reibungsverlusten kommen kann, so die klare Ansage Beckers, der auch Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) ist.

Die Schreiben der Kasse sind für Becker ein Affront: „Die Apotheken, gerade auch hier in Baden-Württemberg, haben mit größtem Einsatz die Rabattverträge unterstützt. Dass ihnen jetzt ein Drohschreiben vorgesetzt wird, in dem Vertragsstrafen bis zu 25.000 Euro oder gar ein zweijähriger Ausschluss aus der Versorgung der Versicherten angedroht wird, ist für uns ein Schlag ins Gesicht.“

AOK-Rabattchef Dr. Christopher Hermann fühlt sich missverstanden: „Wir sind nicht an einer Eskalation interessiert“, sagte er gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die AOK habe lediglich über die Summe an Arzneimitteln informiert, die nicht substituiert wurden. „Das waren keine Retaxbescheide. Wir haben noch nie retaxiert in diesem Bereich, und wir haben das auch nicht vor“, sagte Hermann. Andererseits müssten sich die Apotheker an die gesetzlichen Vorgaben halten.

Hermann hatte die Schreiben als Hinweis an die Apotheken verstanden: „Wenn du dein Verhalten jetzt änderst, ist alles vergessen.“ Offenbar hatten etliche Apotheker die Briefe aber doch anders verstanden und sich empört oder verunsichert an die AOK gewandt.

Mehreren hundert Apothekern wurde laut Hermann daraufhin eine genaue Gegenüberstellung präsentiert, in wie vielen Fällen die Rabattverträge zu Unrecht nicht bedient wurden. Nur auf zu polemische Anfeindungen habe die Kasse nicht reagiert, sagte Hermann. Im Übrigen sei das gesamte Vorgehen mit dem LAV angestimmt gewesen.

Das sieht man beim Verband allerdings anders. Schon vor Beckers heutiger Stellungnahme hatte sich die LAV-Geschäftsführerin Ina Hofferbert in einem Brandbrief bei Hermann über die Aktion beschwert.

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