Rabattverträge

AOK: Keine Chance für Reimporte

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Berlin -

Portfolioverträge über das gesamte Sortiment eines Herstellers gibt es seit April nicht mehr. Dies war auch das Ende zahlreicher Verträge über Originalpräparate. Die Kassen versuchen nun, mit anderen Mitteln zu sparen: So haben beispielsweise drei AOKen Rabattverträge mit Originalherstellern abgeschlossen. Davon können beide Seiten profitieren: Für die Kassen wird es preiswerter, und die Unternehmen entledigen sich der Konkurrenz durch die Reimporteure.

Die AOK Nordost hat ihre Rabattvereinbarungen offen gestaltet, ähnlich wie GWQ und die DAK-Gesundheit. Die Kasse gibt einen Vertrag vor, und jeder Hersteller kann diesem beitreten – sowohl vor Vertragsbeginn als auch während der Laufzeit. Weil Vertragsverhandlungen und -abschlüsse für jeden Hersteller möglich sind, ist aus Sicht der Kassen eine Ausschreibung überflüssig.

Theoretisch sind die Verträge zwar für alle Hersteller offen, allerdings gibt es eine Einschränkung: Nur mit „geeigneten, zuverlässigen und leistungsfähigen Unternehmen“ würden Verträge verhandelt und abgeschlossen, heißt es beispielsweise bei der AOK Nordost.

Für die Reimporteure, während der Patentlaufzeit die einzigen Konkurrenten der Originalhersteller, stellt die geforderte Liefergarantie allerdings ein Problem dar. Denn bei Ausfällen drohen – zumindest bei den AOKen – empfindliche Strafen. Bislang haben lediglich die KKH Allianz und einzelne Betriebskrankenkassen auf solche Strafen verzichtet und damit den Reimporteuren eine Chance gegeben.

Die Rabattverträge können den Originalherstellern außerdem einen Vorsprung verschaffen, wenn Patente auslaufen und Generika auf den Markt kommen. Dann können sie sich durch Vereinbarungen mit den Kassen einen längeren Übergang erkaufen.

Die AOK Nordost hat insgesamt über acht Wirkstoffe und Kombinationen Verträge abgeschlossen, darunter einige, die noch in diesem Jahr ihr Patent verlieren werden: Dazu gehört die Kombination Salmeterol/Fluticason, die derzeit von GlaxoSmithKline unter dem Handelsnamen Viani und von dem griechischen Hersteller Elpen Pharmaceuticals vertrieben wird.

Für die Kombination Irbesartan/HCT hat die AOK Nordost eine Vereinbarung mit Sanofi getroffen: Während Irbesartan als Monopräparat bereits im vergangenen Jahr generisch wurde, wird die Kombination derzeit von Sanofi (CoAprovel) und Bristol-Myers Squibb (Karvezide) vertrieben. Der US-Konzern hat sich dem Vertrag nicht angeschlossen. Außerdem hat die AOK Nordost Vereinbarungen über Olmesartan, Tacrolimus und Octreotid getroffen.

Über das Krebsmedikament Sandostatin (Octreotid) von Novartis hat auch die AOK Sachsen-Anhalt einen Vertrag mit dem Schweizer Konzern getroffen. Während die Vereinbarungen der AOK Nordost im Juni beginnen und zwei Jahre lang laufen, gilt der Vertrag in Sachsen-Anhalt bereits sei Mai und sogar für drei Jahre.

Die AOK Plus hat für Sachsen und Thüringen keine Wirkstoffe ausgeschrieben, sondern namentlich Arzneimittel. Alle gingen an den Originalhersteller: Procoralan (Ivabradin) an Servier, Sandostatin an Novartis, Cymbalta (Duloxetin) an Lilly, Somatuline Autogel (Lanreotid) an Ipsen, Rebif (Interferon beta-1a) an Merck Serono und Vimpat (Lacosamid) an UCB. Ebenfalls dabei sind Berlin Chemie und Daiichi Sankyo mit ihren Olmesartan-Präparaten.

Zu den Gründen, Arzneimittel statt Wirkstoffe auszuschreiben, sowie Vertragsbeginn und -laufzeit wollte sich die AOK Plus nicht äußern.

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