In den nächsten Jahren schwappt die Demographiewelle mit voller Wucht über den deutschen Arbeitsmarkt. Obwohl die Digitalisierung Jobs killt, werden Millionen Arbeitskräfte fehlen – laut Prognose im Jahr 2025 bereits knapp drei Millionen Fachkräfte. Der Arbeitsmarkt wandelt sich zum „Käufermarkt“ für Arbeitnehmer. Weitsichtige Arbeitgeber bereiten sich auf den Wettbewerb um den Nachwuchs vor: Die Easy-Apotheken etwa reagieren mit einer Job-Börse auf die Herausforderung. Alle Apotheker sollten sich Gedanken um den Fachkräfte-Nachwuchs machen. Dabei spielt die anstehende PTA-Ausbildungsreform eine wichtige Rolle, kommentiert Lothar Klein.
Weil die Babyboomer-Generation Jahrgang um Jahrgang aus dem Arbeitsleben ausscheidet, wird die Lücke 2031 mit 3,6 Millionen fehlenden Fachkräften ihren Höhepunkt erreichen und sich erst danach wieder ein wenig schließen. Kamen 2017 auf einen Rentner noch drei Bürger im erwerbsfähigen Alter, wird dieser sogenannte Altenquotient bis zum Jahr 2045 auf eins zu zwei sinken. Ob ausreichend passende Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, hängt von Faktoren wie der Erwerbsbeteiligung von Frauen, der Studien- und Berufswahl, der Zahl der Teilzeitbeschäftigten und auch von der Zuwanderung ab. Eines ist damit klar: Der Wettbewerb um den Fachkräftenachwuchs wird damit in den kommenden Jahren noch härter als bisher. Die Apotheker konkurrieren mit der Suche nach PTA damit nicht nur um die Beschäftigten im Einzelhandel, um Arzthelferinnen und den Nachwuchs in anderen Heilberufen.
Wer sich unter diesen Prämissen Gedanken über die anstehende PTA-Ausbildungsrefom macht, kann daher eigentlich nur zu einem Schluss kommen: Die seit Jahren andauernde Diskussion über längerer Ausbildungszeit, neue Inhalte und den Zuwachs an Kompetenz und damit die Übernahme eigenverantwortlicher Tätigkeiten muss den PTA-Beruf attraktiver machen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat dazu einen Gesetzentwurf vorgelegt. Die Inhalte der Ausbildung sollen erneuert werden, wobei die Beratungskompetenzen künftig eine größere Rolle spielen sollen.
Dem Wunsch von Adexa und BVpta, die Schulausbildung grundsätzlich um sechs Monate zu verlängern, kam die Regierung aber nicht nach. Das neue Gesetz beinhaltet aber auch erweitere Kompetenzen für PTA. In der Apothekenbetriebsordnung soll demnach geregelt werden, dass erfahrenen PTA unter bestimmten Voraussetzungen erweiterte Kompetenzen im Apothekenbetrieb übertragen werden können. Allerdings sollen PTA die Apothekenleiter auch in Zukunft nicht vertreten dürfen. Das geht der ABDA zu weit, sie will am liebsten alles so belassen wie es ist und ist nur bereit, über die Ausbildungsinhalte zu diskutieren. Eine Verlängerung der Ausbildungszeit und mehr Kompetenzen für PTA lehnt die ABDA ab.
Das ist durch- und kurzsichtig zugleich. Die ABDA fürchtet, dass besser ausgebildete und mit mehr Kompetenzen ausgestattete PTA mehr Geld kosten werden. Die Sorge ist berechtigt. Allerdings wird der Wettbewerb um den PTA-Nachwuchs angesichts des sinkenden Arbeitsangebots so oder so in einer Marktwirtschaft auch über den Preis entschieden. Mit dem Anspruch „Es soll Alles so bleiben wie es ist – nur besser“ kommt die ABDA auch beim Thema Nachwuchs nicht voran. Der Preis für den PTA-Nachwuchs wird steigen – mit oder ohne zusätzlichen PTA-Kompetenzen.
Und zu den Faktoten für die Berufswahl gehören nicht nur die Verdienstmöglichkeiten. Aufstiegschancen, Arbeitszufriedenheit, Teamgeist und Selbstbestimmtheit spielen ebenfalls eine große Rolle. Ein Blick über den Arbeitsmarkt Apotheke hinaus zeigt doch, dass andere Arbeitgeber insbesondere mit „weichen Faktoren“, mit attraktiven Angeboten wie kostenlose Massage, Fitnessstudio, kostenlosem Essen und anderen Benefits Mitarbeiter ködern. Auch damit müssen sich die Apotheker auseinandersetzen.
Und auch für die Ausbildungskosten muss eine Lösung gefunden werden. In vielen Regionen muss der PTA-Nachwuchs seine Ausbildung immer noch aus der eigenen Tasche bezahlen. Warum sollte das jemand tun, wenn andere Arbeitgeber mit Ausbildungsvergütungen locken? Im Wettbewerb um die Entscheidung des Nachwuchs pro PTA-Ausbildung ist auch das ein wichtiger Faktor. Die anstehende PTA-Reform bietet die vermutlich letzte Chance für die Apotheker, Einfluss auf die Nachwuchsgewinnung zu nehmen. Wollen die Apotheker auf dem Arbeitsmarkt nicht das nachsehen haben, müssen sie auf jeden Fall in den Nachwuchs investieren.
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