Im Gesundheitsausschuss des Bundestags bekam Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening gestern viel Raum, um die Positionen der Apothekerschaft darzulegen. Die Kassen machten aber deutlich, dass kein Geld für die Apotheken da sei. Einer der geladenen Sachverständigen machte sich für ein noch gar nicht angesprochenes Thema stark: die PTA-Ausbildung. Das Schulgeld müsse wegfallen und eine angemessene Ausbildungsvergütung her.
Auf eine Frage der CDU zum Fachkräftemangel und der Situation der PTA sprach Dr. Edgar Gräf, Schulleiter einer PTA-Schule in Kulmbach und selbst Apotheker, von einer prekären Situation: Der Fachkräftemangel würde sich verschärfen, denn die Zahlen an Auszubildenden sinken. Immer häufiger könnten Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Denn die Rahmenbedingungen bei PTA seien im Vergleich mit anderen Gesundheitsberufen immer noch deutlich schlechter.
„Wir brauchen eine Nicht-Ungleichheit gegenüber anderen Gesundheitsberufen“, so Gräf. Er fordert den Wegfall des Schulgeldes und eine staatlich subventionierte Ausbildungsvergütung, wie es in anderen Gesundheitsberufen auch der Fall sei. Ein weiteres Problem der PTA sei das schlechter werdende Bildungsniveau, das sich in erhöhten Abbruchquoten messen ließe.
Nach Frage der SPD zu möglichen Anreizen für den Beruf der PTA und PKA ergänzte Gräf, dass die niedrigen Gehälter bei PTA nicht die Schuld der Apothekerinnen und Apotheker seien, denn denen würde ebenfalls das Geld fehlen. Die Honorare müssten generell steigen. Im Gegensatz zu PTA seien die niedrigen Ausbildungszahlen bei PKA auch der fehlenden Marktnachfrage geschuldet.
Overwiening stellte auf Anfrage der FDP noch einmal folgende Punkte als die relevantesten heraus: Apotheken vor Ort könnten nur mit Apothekerin oder Apotheker eine sichere und verantwortungsvolle Versorgung sicherstellen – sie kritisierte damit direkt die Pläne Lauterbachs zur „Light-Apotheke“. Zudem müssten die Apothekerhonorare angemessen erhöht werden. Die Anhebung des Fixums mit gleichzeitiger Senkung des relativen Anteils nannte sie ein „Nullsummenspiel“. Außerdem forderte sie mehr Freiheit und einen Abbau der Bürokratie.
Vertreter der Krankenkassen widersprachen hier allerdings: Eine Erhöhung des Fixums könnte Mehrkosten von mindestens 2,7 Milliarden Euro bedeuten, so Antje Haas, Abteilungsleiterin Arznei- und Heilmittel des GKV-Spitzenverbands und sprach hier von einer konservativen Schätzung. Auch die Vertreter von AOK und TK schloss sich an, ohne Bundeszuschüsse stünden keine Mittel für Erhöhungen zur Verfügung.
Auch das BGH-Urteil wurde nach einer Frage der SPD von der Abda kritisiert. Ein Großteil der Apotheken überlebe durch Skonti. „Die Apothekerinnen und Apotheker müssen angemessen honoriert werden, damit sie nicht von Skonti abhängig sind“, so Overwiening.
Gräfs Aussagen zur PTA-Ausbildung schloss sich Overwiening wenigstens nach der Sitzung an: „Das war alles richtig“, so die Abda-Präsidentin.
Zur Problematik der Lieferengpässe konnte sich auch der Pharmagroßhandel zu Wort melden; immer noch könnten Millionen von Bestellung nicht beliefert werden. NOWEDA-Chef Dr. Michael Kuck kritisiert hier insbesondere die Krankenkassen: „Der Grundstein für diese Misere wurde vor Jahren durch die Preispolitik der Krankenkassen gelegt: Medikamente mussten immer billiger werden. Die Werkzeuge dazu heißen Rabattverträge und Festbeträge. Hersteller, die bei Ausschreibungen nicht mithalten können, stellen im Zweifel die Produktion ein.“ Er warnte außerdem vor der Abhängigkeit von China und Indien im Hinblick auf die Pharmaherstellung. Auch Pro Generika forderte ein neues Ausschreibungsdesign.
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