Kommentar

Protestwelle rollt – dranbleiben!

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Berlin -

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat es geschafft, die Apothekerschaft geschlossen gegen sich aufzubringen. Die Protestwelle rollt – bundesweit nehmen die Kolleginnen und Kollegen das Heft des Handelns in die Hand und zünden die nächste Eskalationsstufe. Jetzt heißt es: dranbleiben!

Zu Lauterbach vorzudringen, ist derzeit alles andere als leicht. Er geht den Vertreterinnen und Vertretern der Heilberufe rigoros aus dem Weg und regiert lieber über sie hinweg: Gesprächsangebote schlägt er aus, für den Protesttag hat er nur einen abfälligen Tweet übrig, dem Deutschen Apothekertag (DAT) bleibt er abermals fern. Briefe von Apothekerinnen und Apothekern lässt er noch nicht einmal von Mitarbeitern beantworten. Eine Praxis oder eine Apotheke besucht hat er seit Amtsantritt nicht – wenn man vom Werbeauftritt für das E-Rezept einmal absieht.

Nur wenn er offensichtlich auf die Apotheken angewiesen ist, wie jetzt erneut beim Thema Lieferengpässe, macht er ein paar halbherzige Zugeständnisse. Nur um diejenigen, die für ihn die Kohlen aus dem Feuer holen müssen, im nächsten Moment an den Pranger zu stellen.

Mit seiner Schutzbehauptung, Warnungen vor Engpässen seien Panikmache im Honorarkampf, hat er eine rote Linie überschritten. Zahlreiche Apothekerinnen und Apotheker schreiben wütende Protestbriefe und fordern eine Entschuldigung. Andere Briefe gehen an Bundeskanzler Olaf Scholz, teilweise mit der Aufforderung, Lauterbach aus seinem Kabinett zu entfernen. Seit Donnerstag bricht eine Welle des Protests über den Minister herein.

Auch wenn ihn der Aufstand vermutlich nicht beeindrucken wird – für die Apothekerschaft heißt es jetzt: dranbleiben. Denn auch Ärzte, MFA und Kliniken gehen gerade auf die Straße, weil sie mit Lauterbach maximal unzufrieden sind. Das ist Chance und Risiko zugleich: Noch eine seichte Protestaktion können sich die Apotheken nicht leisten.

Und das müssen sie auch nicht: Gerade zeigt sich eine Stärke, die die inhabergeführte Apotheke hat: Selbstständige Pharmazeutinnen und Pharmazeuten sind durchaus in der Lage, für ihre eigenen Belange einzustehen. Auch wenn sie in ihrer Verantwortung für ihre Kundinnen und Kunden bisher viel zu lange und viel zu viel eingesteckt haben.

Insofern ist sein offener Affront eine Gelegenheit. Die Bild-Zeitung glaubt dem irrlichternden Minister nicht, und auch Patientinnen und Patienten machen tagtäglich ganz andere Erfahrungen. Auf die Protestbriefe wird er nicht antworten, das dürfte ziemlich sicher sein. Doch in zwei Wochen gibt es für die Apothekerschaft schon die nächste Gelegenheit, Lauterbach zu zeigen, was sie von seiner erratischen Politik hält. Das Ultimatum der Ärzte hat er verstreichen lassen (kann mich nicht erinnern), die sechs Fragen der Abda wird er kaum ernster nehmen.

Es ist an der Zeit, den Plan B aus der Schubalde zu holen – und zwar nicht nach, sondern vor seinem Videobesuch beim Deutschen Apothekertag. Niemand hat mehr ein Interesse daran, seinem inhaltlosen Gegurgel länger zuzuhören. Mit Lauterbach gibt es nichts mehr zu verlieren. Aber für eine entschlossene Apothekerschaft viel zu gewinnen.

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