Morgen streikt die Region „Nord“, die zentrale Kundgebung findet in Hannover statt. Doch ein Bundesland schert komplett aus: Der Apothekerverband Mecklenburg-Vorpommern (AVMV) hat keinen einzigen Transfer organisiert – sondern schickt stattdessen vier Busse zu einer eigenen Kundgebung nach Schwerin.
Eigentlich sollen sich die Apothekenteams in den vier Regionen an ihrem jeweiligen Protesttag zu einer gemeinsamen Kundgebung versammeln, so hat es der Geschäftsführende Vorstand der Abda beschlossen. Doch gleich zum Auftakt läuft der Plan komplett aus dem Ruder: Mit Mecklenburg-Vorpommern erscheint ein ganzer Kammerbezirk nicht zur zentralen Kundgebung in Hannover.
Hintergrund ist, dass parallel in Schwerin eine Protestveranstaltung aller Heilberufe stattfindet. Organisiert wird die Aktion von der Fachärztlichen Vereinigung. Da die KV als Körperschaft nicht selbst zum Protest aufrufen kann, übernimmt dies der Zusammenschluss von rund 70 Medizinerinnen und Medizinern. Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Apotheker und ihre Mitarbeitenden wollen gemeinsam ab 14 Uhr auf dem Alten Garten in Sichtweite des Schweriner Schlosses gegen die Gesundheitspolitik demonstrieren.
Das Team um Axel Pudimat, Vorsitzender des AVMV, setzt komplett auf diesen Termin: Vier Busse bringen die Teams in die Landeshauptstadt, kein einziger fährt nach Niedersachsen. Mehr noch: Die Geschäftsstelle organisiert laut den Veranstaltern „freundlicherweise“ den kostenlosen Bustransfer auch für die anderen Heilberufe: 10 Uhr startet in Neustrelitz ein Shuttlebus, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer via Neubrandenburg und Waren an der Müritz nach Schwerin bringt. 11 Uhr ist Abfahrt in Greifswald und Stralsund, der vierte Bus verlässt Rostock 12 Uhr.
„Wir bewerben den Protesttag und die Protestkundgebung in Hannover bei unseren Mitgliedern intensiv“, sagt Carsten Pelzer, Geschäftsführer des AKMV. Da an diesem Tag aber auch die gemeinsame Kundgebung mit anderen Heilberufen in Schwerin stattfinde, habe man keine Busse oder ähnliches nach Hannover organisiert. Die Veranstaltung in Schwerin habe man schon länger geplant und gemeinsam organisiert; nun falle der Termin ausgerechnet auf den „Apotheken-Protesttag Nord“.
Daher bewerbe man die Veranstaltung in Hannover bei den Mitgliedern zwar, den organisatorischen Fokus samt Bustransfer müsse aber auf Schwerin legen. „Das ist so auch mit den anderen Landesverbänden abgestimmt. Absagen wollten wir Schwerin wegen des Schulterschlusses der Gesundheitsberufe nicht. Vielleicht ist es ja sogar ganz gut, dass es in der großen Fläche der norddeutschen Bundesländer zwei Protestveranstaltungen gibt.“
Für Schwerin rechnet man in der Geschäftsstelle mit Mitarbeiter:innen aus 300 Apotheken. An welcher Kundgebung die Teams aus Mecklenburg-Vorpommern teilnehmen, bleibe aber deren eigene Entscheidung: „Die Leute haben die Wahl bei uns im Land“, so eine Sprecherin. Die Zugverbindungen zur Kundgebung in Hannover seien hervorragend.
Trotzdem tritt wohl keine Apotheke die lange Fahrt nach Hannover an. Viele Apothekenteams fahren selbstständig nach Schwerin, weil der Transferbus schlecht vom Standort der Apotheke aus zu erreichen ist oder die Apotheke ohnehin in der Nähe von Schwerin liegt. Die Hälfte von rund einem Dutzend befragten Apotheken beteiligt sich aber auch gar nicht n der Protestaktion.
In Wismar sind bis auf die notdiensthabende Apotheke alle Betriebe geschlossen, erklärt die Filialleiterin der Baltic-Apotheke in Wismar. Sie seien im Juni in Berlin gewesen. Nun wolle man auch im eigenen Bundesland den Protest auf die Straße tragen: „Wir wollen jetzt im Land präsent sein.“ Sie hofft auf eine rege Beteiligung, jedoch sei nicht für jede:n Mitarbeitende:n die Beteiligung am Protest so einfach umzusetzen.
Während der Protesttag am 14. Juni von der Basis getragen wurde und seine ganze Kraft und Vielfalt durch zahlreiche vor Ort organisierte Aktionen entfalten konnte, hat sich die Abda diesmal für vier Termine mit zentralen Kundgebungen entschieden. Kommunikationschef Benjamin Rohrer verwies gestern noch einmal auf einen entsprechenden Beschluss des Geschäftsführenden Vorstands und auf die Organisationsverantwortung der Länder. Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening forderte abermals Geschlossenheit.
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