„Weniger meckern, mehr machen“

Protestbeteiligung: Komplette Schaufenster rot gestrichen

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Berlin -

Tom Dupke und Martin Roschig, Inhaber von vier Apotheken in Halle/Saale, zeigen klare Kante und beteiligen sich an der Protestaktion „Wir sehen rot.“ der Abda. Von Kolleg:innen, die nicht mitmachen, hätte Roschig lieber konstruktive Vorschläge als gar keine Beteiligung: „Man sollte weniger meckern und dafür mehr machen“, so der Appell des Inhabers.

Die Schaufenster der Halloren Apotheke im Hauptbahnhof von Halle sind rot gestrichen.Foto: Halloren Apotheke

Dass der Protest unter dem Motto „Wir sehen rot.“ nicht die schlagkräftigste Aktion der Abda ist, ist auch Roschigs Meinung. Aber: „Ich verstehe nicht, dass sich einige Kollegen nicht an dem Protest beteiligen. Man kann immer viel meckern und schimpfen über die Streikbeteiligungen anderer Inhaber, aber das bringt auch nichts. Wie soll man denn etwas erreichen, ohne Beteiligung?“, so der Apotheker.

Er fordert: „Ich hätte gern mal konstruktive Vorschläge von denen, die einfach nicht mitmachen.“ Denn er fragt sich: „Was soll denn an der Reichweite, die wir durch solche Aktionen erreichen, schlecht sein?“

In allen vier Apotheken tragen die Mitarbeiter:innen im Rahmen der Aktion auch rote T-Shirts. „Zudem haben wir uns ganz spontan dazu entschieden, in der Halloren-Apotheke im Hauptbahnhof von Halle die Schaufenster komplett rot zu streichen“, so Roschig. Dies sei in Zusammenarbeit mit dem Künstlerverein Studio 4 geschehen: „Das war eine regelrechte Nacht- und Nebelaktion von Sonntagabend auf Montag. Die Scheiben wurden abgeklebt und komplett mit roter Farbe gestrichen“, so der Inhaber. „Jetzt kann man nicht mehr in die Apotheke schauen von draußen, nur noch die Plakate von der Abda sehen unsere Kunden.“

So komme man ins Gespräch mit der Kundschaft: „Es wird ganz oft gefragt, was hier los sei, warum die Fensterscheiben rot sind und wir alle zudem rote Shirts tragen“, berichtet Roschig. „Das Positive daran ist, die Bevölkerung ist bereits sensibilisiert für die Problematik rund um das Apothekensterben. Man vertieft das Thema aber mit solchen Protesten weiter, das ist wichtig.“ Vor allem auf dem Land bemerken die Menschen, wie es um die Apotheke vor Ort steht: „Die vielen Schließungen gehen an den Patienten auch nicht einfach vorbei.“

Umso wichtiger ist für die beiden Inhaber die Beteiligung an den Protesten: „Man kann immer eine Ausrede finden, warum man sich nicht an den Protesten beteiligt. Aber in meinen Augen ist solch ein Verhalten wenig gewinnbringend.“ Für den weiteren Austausch mit politisch Verantwortlichen erwartet Roschig heute den Ortsbürgermeister: „Wir werden über die Apothekensituation sprechen und ihm darlegen, wie prekär die Situation ist. Ich hoffe, dass er ebenso bereit ist, ein rotes T-Shirt anzuziehen, um mit uns gemeinsam ein Zeichen zu setzen“, so der Apotheker.

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