„Rettet die Praxen“

Protestaktion: Ärzte schalten TV-Spots Laura Schulz, 03.06.2024 13:01 Uhr

Im April stellte die KBV die neuen Spots zur Kampagne "Rettet die Praxen" vor. Jetzt laufen sie aufmerksamkeitswirksam im TV. Screenshot "Rettet die Praxen"
Berlin - 

Aufmerksamkeitswirksam weisen gerade die Ärzt:innen auf ihre Probleme hin: Am 22. April startete die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mit Plakaten, Anzeigen, Video-Statements von verschiedenen Ärztinnen und Ärzten – sowie gleich zwei TV-Spots. Diese laufen nun sowohl für die „Fans des gepflegten Trashs“ – wie es bei der Pressekonferenz zur Kampagne hieß – im privaten Fernsehen, als auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Unterlegt ist die Botschaft der 60-sekündigen Spots mit dramatischer Musik und Botschaft.

„Wir sind für Sie nah“, so das Kampagnen-Motto. Dabei gehe es nicht nur um die örtliche Nähe. „Diese Kampagne zeigt die emotionale Nähe zwischen Arzt und Patient, die es nur in Praxen gibt. Deshalb ist die Praxis vor Ort so eminent wichtig“, so KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister. Und genau diese Nähe stünde gerade auf der Kippe.

Die Kampagne, unterstützt von der Info-Seite Rettet-die-Praxen.de, soll auf die Notstände an allen Fronten hinweisen. Zu den mehr als 5000 ohnehin bereits unbesetzten Hausarztsitzen kämen demnächst noch die hohen Abgangsraten durch die Babyboomer hinzu. Vor allem dem Westen drohe ein erheblicher Hausarztmangel. Bundesweit seien mehr als 30 Prozent aller Ärzte und Psychotherapeuten über 60 Jahre alt. Mit 37 Prozent ist dieser Anteil bei den Hausärzten besonders hoch. „Hinzu kommt: 61 Prozent aller niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten überlegen, früher in den Ruhestand zu gehen“, so Hofmeister. Zusätzlich steige auch in Praxen die Teilzeitarbeit.

Breit angelegte Kampagne zum Notstand

„Mit dieser multimedialen Kampagne wollen wir die Politik auf allen Ebenen, ob in der Gemeinde oder im Bund, aufrütteln“, erklärte KBV-Vorständin Sibylle Steiner. Das solle unter anderem über TV, Print, Internet und via Social Media geschehen. Oftmals entstehe der Eindruck, dass der Fokus auf den Krankenhäusern liege. „Eine gute Krankenhausreform ist ohne Verbesserung der ambulanten Versorgung aber ebenso wenig möglich wie umgekehrt“, so Steiner. Insgesamt würden sich die Kosten für die Kampagne im siebenstelligen Bereich bewegen, so KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen. Die Kampagne richte sich bewusst an die Öffentlichkeit, „da die Politik in dem Punkt offensichtlich Hör- und Sehprobleme hat“, so Gassen weiter.

Die Spots laufen unter anderem am Vorabend sowie im Ersten vor der Tagesschau und zeigen einmal die Patientensicht ...

 

... und einmal die Sicht der Ärzt:innen:

 

GVSG soll Hausärzt:innen entlasten

Inzwischen hat das Kabinett den Gesetzentwurf zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gebilligt, der zumindest für die Hausärzte:innen Entlastungen vorsieht. Die drei KBV-Vorstände erklärten hierzu vor knapp zwei Wochen „längst keine Entwarnung, aber immerhin einen in Teilen etwas positiveren Ausblick“, den man nun geben könne.

„Unsere Vorschläge und Hinweise sind teilweise aufgegriffen worden. Es fehlt aber immer noch die grundsätzliche und entscheidende Aussage, dass eine Entbudgetierung – wie sie für die hausärztliche Versorgung richtigerweise vorgesehen ist – logischerweise mit einer besseren finanziellen Ausstattung verbunden sein muss. Jetzt soll es laut Entwurf zu ,keinen Mehr- oder Minderausgaben in der GKV‘ kommen. Das passt nicht zusammen! Immerhin positiv zu bewerten ist, dass die neu vorgesehenen Chroniker- und Vorhaltepauschalen nun teilweise von bürokratischem Ballast und verpflichtenden Voraussetzungen befreit wurden, etwa verpflichtenden Sprechstunden an Samstagen.“