25 Cent – so viel will Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) den Apotheken mit einer Honorarerhöhung zugestehen. Während die meisten Apotheken diese Anpassung nach acht Jahren als Unverschämtheit empfinden, schimpfen Krankenkassen und die Opposition über Lobbyismus. Auch in der Öffentlichkeit wird über das „Geschenk“ für die Apotheken gelästert. Apothekerin Ann-Katrin Kossendey aus dem niedersächsischen Wiefelstede war die Neiddebatte offenbar satt – und wehrt sich jetzt mit einem Video: Fakten statt Vermutungen und Stammtischparolen, lautet ihr Motto.
„Ich bin ganz aufgeregt, denn ich habe heute ein Geschenk bekommen“, beginnt Kossendey ihren sechsminütigen Clip. „Wahnsinnige 25 Cent!“ Schlaue Köpfe hätten sich schon ausgerechnet, dass damit insgesamt 190 Millionen Euro verschenkt worden seien. Warum sie sich wie viele der Kollegen nur ein bisschen bis gar nicht freuen könne, erklärt die Apothekerin anhand von selbst gestalteten Schautafeln.
So hätten die Apotheken mit dem AMNOG in den Jahren 2011 und 2012 insgesamt 800 Millionen Euro eingespart. Jetzt habe die Regierung gemerkt, dass dies viele Apotheken an die Grenze der Existenzbedrohung gebracht wurden, oder sogar darüber hinaus. Die jetzt geplante Anpassung sei deshalb auch kein Geschenk: „Als wenn euch jemand 1,05 Euro wegnimmt und anderthalb Jahre später sagt: ‚Hier hast du von mir mal 25 Cent, dann geht’s dir bald bestimmt wieder besser.’“
Weil sie ein großer Freund von Fakten sei, möchte Kossendey mit ein paar Vorurteilen aufräumen. Zum Beispiel mit dem, es gebe zu viele Apotheken. Totaler Quatsch aus Sicht der Apothekerin: „Oder braucht ihr öfter einen Ölwechsel als eine Kopfschmerztablette?“ Die provokante Frage zielt auf die mitgelieferte Statistik ab, dass es in Deutschland rund 21.000 Apotheken gibt, aber 47.000 Autowerkstätten.
Trotzdem würden es die Apotheken schaffen, rund um die Uhr eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten, so Kossendey. Patienten hätten es zur nächsten Notdienst-Apotheke nicht weiter als 15 Kilometer und der Apotheker bekomme dafür pro Patient 2,50 Euro. „Setzt das mal in Relation“, sagt Kossendey schlägt vor, den Schlüsseldienst und Installateur am Wochenende versuchshalber um schnelle Hilfe für 2,50 Euro zu bitten, warnt aber bereits vor tief fliegenden Schuhen als wahrscheinliche Reaktion.
Auch mit dem Vorurteil, die Apotheken kosteten die Krankenkassen zu viel, will Kossendey aufräumen: Die Apotheken machten 2,5 Prozent der GKV-Ausgaben aus und damit weniger als die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel. Auch über die eigenen Verwaltungskosten sollten die Kassen einmal nachdenken, rät die Apothekerin.
Am Ende ihres Videos bedankt sich Kossendey noch, nicht bei Philipp Rösler, dessen FDP die Apothekerin nicht wählen will, sondern bei 3,5 Millionen Kunden, die täglich in eine Apotheke gingen. „Und das ist doch wirklich Zuspruch genug, da brauchen wir Herrn Rösler doch gar nicht, oder?“
Das Video finden Sie hier.
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