Mittwoch ist „Bürokratietag“

Protest: Praxen öffnen nur noch vier Tage

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Berlin -

Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte streiken einfach weiter. Der Virchowbund ruft die Praxen auf, ihren Betrieb auf eine Vier-Tage-Woche umzustellen.

Die ambulante Versorgung durch niedergelassene Haus- und Fachärzte könnte laut Virchowbund wie bislang an den Tagen Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag stattfinden. Der Mittwoch solle dagegen zur Bewältigung der Bürokratie und zur Fortbildung genutzt werden. Die Versorgung von Akutfällen könnte dann wie an Wochenenden der ärztliche Bereitschaftsdienst übernehmen.

Die Arztpraxen stünden durch die Energiepreisexplosion und die Inflation unter enormem Kostendruck. Auf der anderen Seite stehe ein budgetiertes Finanzierungssystem und die Streichung von Geldern, wie aktuell durch die Abschaffung der Neupatientenregelung. Zudem bildeten die Finanzverhandlungen mit den Krankenkassen und einem „mageren Plus von 2 Prozent“ nicht die Kostenentwicklung ab, so der Virchowbund.

„Für uns ist deshalb klar: Leistungen, die nicht bezahlt werden, können auch nicht erbracht werden. Deshalb müssen wir unsere Leistungen einschränken“, so der Bundesvorsitzende Dr. Dirk Heinrich.

Bürokratie, Kostenexplosion und Fachkräftemangel

Er wolle dies auch als Zeichen gegen die immer stärker ausufernde Bürokratie in den Arztpraxen und als Mittel gegen den Fachkräftemangel verstanden wissen. Im Schnitt seien niedergelassene Ärztinnen und Ärzte 61 Arbeitstage pro Jahr und Praxis mit Verwaltungsarbeit belastet – Tendenz steigend.

Der Virchowbund erklärt weitere Vorteile der Praxisschließungen:

  • Eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich mache den Beruf der medizinischen Fachangestellten (MFA) attraktiver und Praxen wieder zu nachgefragten Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Aktuell leiden demnach 75 Prozent der haus- und fachärztlichen Praxen unter dem Fachkräftemangel, da unter anderem die Krankenkassen ausgebildete MFA mit deutlich höheren Gehältern abwerben. MFA hätten bislang keinen staatlichen Corona-Bonus erhalten.
  • Im Hinblick auf Unterfinanzierung und Budgetierung des ambulanten Bereiches sei die Konzentration auf vier Tage zur Patientenversorgung ein wichtiger Beitrag zur wirtschaftlichen Praxisführung und Kostensenkung. Nicht zuletzt könnten Praxen durch den Schließtag auch einen Teil der Energiekostensteigerung abfangen, da sie – anders als die Kliniken – kein staatliches Hilfspaket erhielten.
  • Eine Vier-Tage-Woche sei familienfreundlicher und mache die Niederlassung attraktiver für junge Ärztinnen und Ärzte, speziell gegenüber der Anstellung im Krankenhaus. Für bereits Niedergelassene sei die Umstrukturierung eine Chance, aus dem „Hamsterrad“ auszusteigen. Jeder vierte bis jeder dritte Niedergelassene fühle sich durch seine Arbeit ausgebrannt.

„Die politische Untätigkeit und Fehlsteuerung der letzten Jahrzehnte zwingt die Ärzteschaft die Notbremse zu ziehen“, kritisiert Heinrich. „Andernfalls drohen noch schlimmere Folgen, auch für die Patienten.“ Auf Initiative des Virchowbundes hätten erste Kassenärztliche Vereinigungen (KV) begonnen, den Honorarverteilungsmaßstab anzupassen, etwa in Berlin und Hamburg.

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