Keine Versorgung nach Weihnachten

Protest: Praxen machen im Dezember dicht

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Berlin -

Der Virchowbund und weitere Unterstützer der Kampagne „Praxis in Not“ rufen erneut zu Praxisschließungen auf. Zwischen dem 27. und 29. Dezember sollen Hausarzt- und Facharztpraxen in ganz Deutschland geschlossen bleiben – als Protest gegen die Gesundheitspolitik von Minister Karl Lauterbach (SPD).

„Diese Protesttage stehen im Zeichen der Medizinischen Fachangestellten“, erklärt Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes. „Sie hätten für ihren aufopfernden Einsatz während der vergangenen Jahre einen staatlichen Corona-Bonus mehr als verdient. Leider unterstützt die Politik lieber Beamte und Verwaltungsangestellte als jene, die direkt die Bürgerinnen und Bürger versorgt haben.“

Die freie Zeit zwischen den Feiertagen soll ein Trostpflaster sein und die Attraktivität des Arbeitsplatzes Arztpraxis erhalten. „Andere Boni, wie Prämien, Inflationsausgleiche und deutliche Gehaltserhöhungen, kann sich kaum noch eine Praxis leisten. Die Vertretung der medizinischen Fachberufe kritisiert zu Recht, dass der Mindestlohn für Pflegehilfskräfte mittlerweile höher liegt als der Tariflohn gelernter MFA.“

Beiden Seiten – Arbeitgebern und Arbeitnehmern – sei schmerzlich bewusst, dass „die politisch gewollte Budgetknappheit der Praxen das Haupthindernis auf dem Weg zu fairer Entlohnung der MFA ist“, bedauert Heinrich. Auch der Verband der medizinischen Fachberufe unterstützt die Kampagne „Praxis in Not“.

„Fakt ist: Ein Arzt allein ist noch keine Praxis. Wenn wir weiterhin MFA aus politischer Untätigkeit heraus verlieren, werden sich die Praxen in Zukunft noch stärker einschränken müssen“, warnt Heinrich. Die Wartezeiten auf Termine werden sich verlängern und viele Patienten werden Schwierigkeiten haben, überhaupt eine Praxis zu finden, die sie betreut.

Wachruf an die Schreibtischtäter

Die dreitägige Praxisschließung führt mit den Feiertagen davor und danach laut Virchowbund dazu, dass die ambulante Versorgung ganze zehn Tage nur sehr eingeschränkt zur Verfügung steht. Notfälle sollen über den Bereitschaftsdienst versorgt werden. „Wir brauchen so ein Signal, damit auch der letzte Schreibtischtäter in den Ministerien und Kassenbüros versteht, was auf dem Spiel steht, wenn wir die ambulante Versorgung weiter so ausbluten lassen wie bisher.“

Die Kernforderungen von „Praxis in Not“ lauten:

  • Schluss mit der Budgetierung in allen Fachgruppen
  • erster Sofortschritt: Wiedereinführung der Neupatientenregelung
  • neue gesetzliche Preisfindung bei den Finanzierungsverhandlungen zum Orientierungspunktwert (OPW), welche die Kostenentwicklung durch Inflation und Tarifabschlüsse unmittelbar statt mit zwei Jahren Verzögerung abbildet
  • Krankenhausreform, die das Ambulantisierungspotential voll statt einseitig ausschöpft
  • mindestens 5000 mehr Medizinstudienplätze
  • klares Bekenntnis von Politik und Kassen zur Freiberuflichkeit der Ärzte in Wort und Tat sowie zum Erhalt der ambulanten dezentralen Strukturen durch freiberufliche akademische Heilberufe
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