Protest: Der Mittwoch wird entscheidend

Berlin -

Daniela Hänel hat mit ihrer Freien Apothekerschaft nicht nur die Protestwelle vor mehr als einem Jahr ins Rollen gebracht, sondern seitdem auch an zahlreichen Demos teilgenommen. Sie ist überzeugt: Die Kundgebungen in Erfurt und Dresden in der kommenden Woche werden die entscheidenden sein. Daher ruft sie alle Kolleginnen und Kollegen auf, sich mit ihren Teams zu beteiligen.

Die Apothekenreform liegt gefühlt auf Eis, von der Abda kommen keinerlei Protestaufrufe oder kämpferischen Signale. Keine guten Voraussetzungen für die Protestaktion am kommenden Mittwoch. Dabei kommen die beiden Kundgebungen der Apothekerverbände in Sachsen und Thüringen genau zur richtigen Zeit: Am Wochenende darauf wird in beiden Ländern gewählt; ein Meer aus weißen Kitteln könnte da durchaus noch einmal für Aufmerksamkeit sorgen.

Und Hänel hat noch ein Argument: Denn in der kommenden Woche ist kein Geringerer als Bundeskanzler Olaf Scholz auf Wahlkampftour unterwegs: Am Dienstag ist er in Jena und Delitzsch, am Freitag mit SPD-Spitzenkandidatin Petra Köpping in Chemnitz und anderen Orten in Sachsen. „Wir haben es am kommenden Mittwoch in der Hand, dass die Apotheken und die geplante Reform endlich zur Chefsache gemacht werden“, sagt die FA-Vorsitzende. Sie fordert daher alle Apothekerinnen und Apotheker und ihre Teams auf, alle Hebel in Bewegung zu setzen und zu einer der beiden Kundgebungen zu fahren. „Jetzt wird sich entscheiden, ob die Proteste der vergangenen Monate ein Erfolg waren oder nicht.“

Mit Sorge sieht sie die geringen Anmeldequoten. Hessen habe es schwer, die bereitgestellten Busse zu füllen, Baden-Württemberg habe die angekündigten Transfers mangels Resonanz gleich ganz abgesagt. Aber auch in den beiden Bundesländern selbst lassen die Anmeldezahlen zu wünschen übrig. „Wir dürfen doch jetzt nicht nachlassen, auf diesen entscheidenden letzten Metern.“ Gerade die Unterstützung aus den umliegenden Bundesländern sei für den kollegialen Zusammenhalt wichtig.

BAV übernimmt Fahrtkosten

Eine gute Nachricht kommt aus Bayern: Der Apothekerverband hier hat seinen Mitgliedern angekündigt, dass er die Fahrtkosten zur Demo nach Erfurt übernimmt. „Der BAV bietet seinen Mitgliedern an, die Fahrtkosten für die Anreise per Auto oder Bahn zu erstatten“, heißt es hier.

Bisher sei die Resonanz aber leider gering: „Die bisherige Rückmeldequote liegt im niedrigen zweistelligen Bereich“, so ein Verbandssprecher. „Das dürfte vor allem der Ferienzeit geschuldet sein, so dass die Personaldecken in den Apotheken Ende August also sicher dünn sein werden und noch dazu die Fahrzeiten lang und damit die individuellen Belastungen bei einer Teilnahme groß sind.“

Dennoch wolle man nichts unversucht lassen, dem Reformvorhaben des Bundesgesundheitsministeriums „an allen nur denkbaren Stellen entgegenzutreten.“ Auch Verbandschef Dr. Hans-Peter Hubmann will nach Dresden reisen.

Programm der beiden Demos

Die Kundgebungen finden am Mittwoch von 15 bis 17 Uhr auf dem Postplatz in Dresden und vor der Staatskanzlei in Erfurt statt. Über Videoleinwände und mit einer gemeinsamen Rednerliste sind beide Veranstaltungen inhaltlich miteinander verbunden.

Redner:innen der Kundgebungen:

• Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes (ThAV)
• Anja Zierath, Bundesvorsitzende des BVpta
• Gesundheitsministerin Heike Werner (Thüringen, Die Linke)
• Gesundheitsministerin Petra Köpping (Sachsen, SPD)
• Alexander Dierks (Sachsen, Generalsekretär des CDU-Landesverbandes)
• Robert-Martin Montag (Thüringen, Generalsekretär des FDP-Landesverbandes)
• Professor Dr. Mario Voigt (Thüringen, Landesvorsitzender der CDU)
• Thomas Dittrich, Vorsitzender des Sächsischen Apothekerverbandes (SAV)