Mit seinem Gesetz gegen Lieferengpässe lässt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Branche ratlos zurück. Die Abda warnt, dass sich die Versorgung wegen der Straffung der Abgaberegeln sogar verschlechtern könnte. Und der Herstellerverband Pro Generika kritisiert, dass der Effekt gleich Null ist: Denn die angekündigten Preiserhöhungen würden von den Kassen gleich wieder einkassiert.
Beispiel Tamoxifen: Ein Jahr sei es her, dass das Brustkrebsmittel in Deutschland knapp wurde. Dennoch sei der Effekt gleich Null. Zwar gebe es auch Maßnahmen, die ausdrücklich Onkologika in den Blick nehmen. Doch die brächten keinen Effekt.
Damit Lieferketten diversifizierter werden, soll laut Referentenentwurf zum Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei patentfreien Arzneimitteln und zur Verbesserung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln (ALBVVG) bei den Ausschreibungen immer auch ein europäischer Hersteller zum Zuge kommen.
„Für die Versorgung bedeutet das: nichts. Die verbliebenen Tamoxifen-Hersteller wie auch die Zulieferer stammen bereits überwiegend aus Europa“, so Pro Generika.
Laut Entwurf können die Preise für versorgungskritische Arzneimittel wie Tamoxifen um 50 Prozent erhöht werden – sofern es eine Empfehlung des Beirats am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ans Bundesgesundheitsministerium gibt und eine Abstimmung mit dem GKV-Spitzenverband erfolgt ist.
„Für die Versorgung bedeutet das: nichts. Denn diese Preiserhöhungen kommen bei Tamoxifen-Herstellern überhaupt nicht an. In den unverändert gültigen Rabattverträgen, die die Hersteller mit den Krankenkassen abgeschlossen haben, ist nämlich festgelegt, dass die Differenz zwischen altem und neuem Preis direkt an die Krankenkassen abzuführen ist.“
Anders als bei den Kinderarzneimitteln sehe der Gesetzentwurf zudem auch keine komplette Aufhebung der Festbeträge vor.
Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika, fordert eine Anpassung: „Will das Gesetz die Hersteller entlasten, muss es konsequent vorgehen. Preiserhöhungen bringen nichts, wenn das Geld bei den Kassen und nicht bei den Herstellern landet. Die Produktion von Arzneimitteln muss wieder wirtschaftlich werden, sonst können Hersteller nicht in den Ausbau ihrer Produktion investieren.“
Im Februar 2022 war es beinahe zum Versorgungsengpass bei Tamoxifen gekommen. Damals waren fünf Hersteller auf dem Markt gewesen. Jetzt sind es nur noch zwei – alle anderen haben die Produktion eingestellt. Hexal hat inzwischen einen Marktanteil von 80 Prozent und produziert – daran hat sich nichts geändert – für gut 8 Cent pro Tablette.
Dazu Geschäftsführer Thomas Weigold: „Wir haben im Jahr 2022 eine zusätzliche Sonderproduktion von Tamoxifen eingeleitet, um außerordentlich 20 Millionen Tagesdosen (DDD) Tamoxifen zu produzieren. Wir sehen uns in der Verantwortung, das für die Gesellschaft zu tun. Aber vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt ausgesehen, können wir solche außergewöhnlichen Produktionen bei den jetzigen Preisen langfristig nicht gewährleisten.“
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