Derzeit rangeln der Deutscher Apothekerverband (DAV), der „Zukunftspakt Apotheke“ von Noweda/Burda und die Initiative Pro AvO um die Vorherrschaft bei der Digitalisierung des Apothekenmarktes und der Etablierung einer Handelsplattform. Jetzt hat Pro AvO seine Wettbewerber dazu aufgerufen, sich an einen Tisch zu setzen und eine gemeinsame technische Lösung für alle Apotheken zu schaffen. Kürzlich hatte Pro AvO bereits die Entwicklung eines einheitlichen E-Rezepts unter Führung des DAV gefordert.
„Alle Initiativen sollten für alle Apotheken offen sein. Um jetzt nicht wertvolle Zeit in einem Wettbewerb der Plattform-Initiativen zu verlieren, sollten wir uns deshalb alle an einen Tisch setzen und den Anschluss über eine gemeinsame Branchenschnittstelle erarbeiten. Wir möchten unsere Schnittstellen für alle Apotheken öffnen und sind dazu bereits im Gespräch mit dem Bundesverband der Deutscher Apotheken-Softwarehäuser (Adas). Wir fordern auch alle anderen digitalen Brancheninitiativen und alle Softwarehäuser auf, den Adas darin zu unterstützen, schnellstmöglich gemeinsam den Branchenstandard zu definieren“, so Peter Menk, Geschäftsführer von Pro AvO.
Die Einführung des E-Rezepts im kommenden Jahr werde die Apothekenwelt nachhaltig verändern. Damit die Apotheke vor Ort und der Patient gleichermaßen von dieser Entwicklung profitieren könne, bedürfe es eines Branchenstandards für eine digitale Plattform-Schnittstelle, an die alle Warenwirtschaftssysteme der Apotheken angeschlossen werden können. Pro AvO fordere im Sinne der Interoperabilität einen solchen gemeinsamen Standard. Dazu sei Pro AvO bereits im Gespräch mit dem Adas und unterstütze dessen Initiative, eine einheitliche Schnittstelle zu entwickeln.
Mit der Einführung des E-Rezepts sei davon auszugehen, dass sich das Patientenhalten ändern und die Anzahl der elektronischen Übersendungen des Rezepts in die Apotheken signifikant steigen wird. Um am wachsenden Online-Kanal teilhaben zu können, müssten die Apotheken vor Ort ebenfalls digital erreichbar sein. Dabei würden sich die Lösungen durchsetzen, die über eine direkte Anbindung an die Warenwirtschaft der Apotheke verfügen. „Denn nur wenn der Apothekenkunde sicher sein kann, dass das bestellte Präparat auch tatsächlich verfügbar ist und für ihn bereitliegt, wird er auch sofort bestellen und bezahlen. Und auch in den Apotheken werden Online-Bestellungen nur dann wirtschaftlich bearbeitet werden können, wenn sie ohne großen Aufwand direkt in die Warenwirtschaft einfließen“, so Pro AvO.
Um die Warenwirtschaften an die neuen digitalen Bestell-Kanäle anschließen zu können, müssten „vollständig offene Schnittstellen“ entwickelt werden, die auch einen effektiven Datenaustausch zwischen den E-Commerce-Angeboten der verschiedenen Softwarehersteller sicherstellten. Nur so könnten Apotheken und Endkunden unabhängig von der eingesetzten Software übergreifend kommunizieren. Und nur mit dieser Interoperabilität der Systeme können die stationären Apotheken sowie Patienten von übergreifenden digitalen Plattformangeboten profitieren.
„Die Apotheken erwarten von Ihren Lieferanten und Dienstleistern, dass sie ihnen die Instrumente zur Verfügung stellen, mit denen sie vom E-Rezept profitieren“, so Menk, „deshalb brauchen wir jetzt einen Branchenstandard für eine gemeinsamen Plattform-Schnittstelle, die alle Warenwirtschaften der Apotheken an die bestehenden Online-Shops – aber vor allem auch an die neuen Plattform-Lösungen – anbindet und dabei alle Anforderungen an die Datenschutzgrundverordnung berücksichtigt.“
Der Adas habe als Zusammenschluss führender deutscher Softwareunternehmen im Apothekenmarkt das Ziel, die Interoperabilität der verschiedene Softwaresysteme von Apotheken zu fördern. Pro AvO unterstützt daher die Initiative des Adas, eine einheitliche Schnittstelle zu entwickeln. Kürzlich hatte die Initiative Pro AvO bereits die Entwicklung eines einheitlichen E-Rezept gefordert.
In der Initiative Pro AvO zusammengeschlossen sind Gehe, Noventi, Rowa, Sanacorp und der Wort & Bild-Verlag. In einer gemeinsamen Erklärung unterstützten sie die kürzlich vom DAV vorgestellte App-Initiative zum E-Rezept. „Pro AvO begrüßt die Initiative des DAV, als Gesellschafter der Gematik, die Konzeption und Entwicklung der Standards für das künftige E-Rezept auf Bundesebene zu gestalten, ausdrücklich“, hießt es in einer Erklärung. „Wir freuen uns und halten es für absolut richtig, dass der DAV die Federführung für die Einführung der E-Rezepts erhalten hat. Denn so wie wir verfolgt der DAV das Ziel, einen einheitlichen digitalen Standard zu schaffen, um den Patienten den bestmöglichen Zugang zu Arzneimitteln zu verschaffen“, so Menk.
Die Initiative empfehle, dass der DAV jetzt auf alle relevanten Marktpartner zugehe, um gemeinsam Standards zu entwickeln, die von allen Patienten und in allen Apotheken genutzt werden könnten. „Damit die Apotheken vor Ort am wachsenden Online-Kanal teilhaben und um den größtmöglichen Mehrwert für die Patienten zu generieren, sollten alle Marktteilnehmer gemeinsam an einem Strang ziehen“, fordert Menk ein gemeinsames Vorgehen. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC laufen die Gespräche dazu bereits. Als Ziel wird die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft unter Führerschaft des DAV angestrebt.
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