Parlamentarier ansprechen

Preis schwört Apotheken ein

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Berlin -

Das Apothekensterben dynamisiert sich – im Gegensatz zum Honorar, für das eine Erhöhung längst überfällig ist. Die Pläne der Ampel-Regierung stärken die Apotheken nicht und werden auch den Fachkräftemangel nicht beseitigen. Im Gegenteil: Apothekenschließungen werden zunehmen, ist sich die Branche sicher. Die Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Nordrhein (AVNR) sendet ein klares Zeichen nach Berlin und zeigt der Ampel die Rote Karte für die „verfehlte Gesundheitspolitik“. Bei den anstehenden Wahlen müssen die Ampel-Parteien mit Stimmverlusten rechnen. Das Engagement der Apotheken ist einmal mehr gefragt.

Der AVNR-Vorsitzende Thomas Preis macht der Ampel-Regierung eine klare Ansage. „Das aktuelle und das kommende Jahr sind wichtige Jahre für Bürgerinnen und Bürger und auch für uns Apothekerinnen und Apotheker.“ Denn schon bald stehen Wahlen an – die Europawahl im Juni sowie Landtagswahlen im Herbst in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Nicht zu vergessen: die Bundestagswahl im kommenden Jahr. Dabei würden die Bürger:innen auch darüber abstimmen, was diese Bundesregierung zur Sicherstellung ihres höchsten Gutes, der Gesundheit, geleistet oder an Stärkungsmaßnahmen unterlassen habe, so Preis.

„Ich bin mir sicher, dass die Apothekerinnen und Apotheker ihre täglich drei Millionen Kunden- und Patientenkontakte in ihren Offizinen nutzen werden, um hier entsprechende Aufklärungsarbeit zu leisten. Wir werden sie dabei unterstützen“, mahnt Preis.

Apotheken aus dem Blick verloren

„In was für einem Staat leben wir eigentlich?“, fragen sich Apotheker:innen zu Recht. So würden nicht nur Händler – Großhändler – vor einem branchenüblichen Wettbewerb per gesetzlich verankerten Skonto- und Rabattbeschränkungen geschützt und wirtschaftlich gestärkt. Auch ausländischen Versandapotheken werde durch das datenschutzrechtlich umstrittene Card-Link-Verfahren der Zugang zum E-Rezept erleichtert. Für Apotheken vor Ort gebe es keine Schutzschirme, Unterstützungsmaßnahmen oder Erleichterungen. Diese seien, so Preis, in keinem einzigen Gesetzesvorhaben zu finden. „Die Benachteiligten in Deutschland, die geschützt, unterstützt und gefördert werden müssen, sind wir, die öffentlichen Apotheken, und nicht Händler oder gar Händler aus dem Ausland.“

Für Preis eine „Katastrophe“, dass diese Bundesregierung die Orientierung vollkommen verloren habe. „Gestärkt, unterstützt und gestützt werden müssen doch die Apotheken vor Ort, die Tag für Tag zur Daseinsvorsorge der Bürgerinnen und Bürger in besonderer Weise beitragen, diejenigen, die die Kärrnerarbeit machen.“ Denn es sind die Apotheken vor Ort, die Nacht- und Notdienste leisten, Lieferengpässe managen und mit Bürokratismus kämpfen.

Nicht locker lassen

Daher der Appell an die Kolleg:innen „Lassen Sie und wir alle jetzt nicht locker. Bleiben wir beständig und einig, um endlich unsere Ziele zu erreichen.“ Diese sind klar: „Der Apothekenrabatt muss sofort wieder gesenkt werden. Die Arzneimittelpreisverordnung muss nach über einem Jahrzehnt Stillstand angehoben und endlich dynamisiert werden. Zusätzlich muss das unsägliche Skonto-Urteil durch die Politik durch eine Gesetzesänderung so korrigiert werden, dass Skonti, die ja Krankenkassen gar nicht belasten, rechtssicher weiter möglich sind.“

Apotheken müssen finanziell angemessen entlohnt werden. Eine Honorarerhöhung ist längst überfällig. Vor allem, wenn man sich vergegenwärtige, dass in den letzten zehn Jahren die Lebenshaltungskosten um fast 30 Prozent, die Löhne um rund 28 Prozent, das Bruttoinlandsprodukt (BPI) um über 50 Prozent und die Inflation um über 25 Prozent gestiegen seien. Zudem verdiente ein Drittel der Apothekeninhaber:innen weniger als angestellte Apotheker:innen und 10 Prozent hätten so wenig, dass die Schließung unmittelbar bevorstehen würde.

Dass die tsunamiartig weiter steigende Schließungswelle die Ampel-Regierung nicht zum Handeln bewege und die Apotheken nicht gestärkt werden, ist für Preis unverständlich – auch mit Blick auf die aktuellen Zahlen. Die Anzahl der Schließungen hat in den ersten Monaten 2024 um 75 Prozent im Vorjahresvergleich zugenommen.

Parlamentarier ansprechen

Apotheker:innen sind seit längerem aufgefordert, selbst aktiv zu werden, und Politiker in den einzelnen Wahlkreisen anzusprechen, um sie über die Lage der Apotheken zu informieren. Der Zeitpunkt sei entscheidend. „Die wichtigste Phase, um sich als Apothekerschaft aktiv in den Gesetzgebungsprozess einzubringen, würde nach der parlamentarischen Sommerpause beginnen“, informiert der AVNR. „Die Sommerpause selbst wäre der richtige Zeitpunkt, um die Parlamentarier im Bundestag in ihren Wahlkreisen noch stärker anzusprechen“, so Ralf Denda, Persönlicher Referent des Hauptgeschäftsführers bei der Abda.

Apotheken fehle der wirtschaftliche Spielraum. Unabhängig von der bestehenden Unterfinanzierung, sorgt das Skonto-Verbot für weitere finanzielle Einschränkungen. Die Abda bearbeite dieses Thema bereits intensiv, heißt es. Denda wies darauf hin, dass das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sehr einfach den alten Status Quo vor dem Skonto-Urteil über eine Anpassung in der Arzneimittelpreisverordnung wieder herstellen könne.

PTA-Nachwuchssicherung

Einstimmig wurde die Übernahme und der Betrieb der von bezirklichen Verbänden getragenen PTA-Fachschulen in Nordrhein durch den Apothekerverband Nordrhein beschlossen. Die Delegierten sprechen von einem „Meilenstein“, „historisch“ und „entscheidenden Schritt zur PTA-Nachwuchssicherung“.

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