Nur 41 Prozent für Overwiening

Preis ist Abda-Präsident, Lucas wird Vize Patrick Hollstein, 16.01.2025 11:49 Uhr aktualisiert am 16.01.2025 12:30 Uhr

Thomas Preis ist neuer Abda-Präsident. Foto: DAV
Berlin - 

Thomas Preis ist neuer Abda-Präsident. Er holte die Stimmmehrheit und das Quorum. Amtsinhaberin Gabriele Regina Overwiening holte im zweiten Anlauf sogar nur 41 Prozent.

Preis war von Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), vorgeschlagen worden. Der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR) holte 59 Prozent der Stimmen. Nach seiner Wahl schlug er als Vize die Berliner Kammerpräsidentin Dr. Ina Lucas vor, die ohne Gegenkandidaten mit 64 Prozent der Stimmen gewählt wurde.

Zuvor hatte Hubmann eine Rede für Preis gehalten, während Dr. Kai Christiansen, Kammerpräsident aus Schleswig-Holstein, für eine erneute Wahl Overwienings warb. Doch sie erhielt nur 41 Prozent – weniger als bei der ersten Niederlage im Dezember.

Mathias Arnold, Verbandschef in Sachsen-Anhalt und jahrelanger Abda-Vize, stand bei der heutigen Abstimmung nicht mehr zur Wahl, da mit Preis bereits ein Verbandschef in der Abda-Spitze sitzt. Silke Laubscher (LAK Baden-Württemberg) kandidierte erneut als Vertreterin der Angestellten und erhielt 100 Prozent der Stimmen.

Zu den weiteren Mitgliedern des siebenköpfigen Vorstands gehören Hubmann als DAV-Chef, seine Stellvertreterin Anke Rüdinger, der Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), Dr. Armin Hoffmann, sowie dessen Stellvertreterin Franziska Scharpf.

Präsident des Übergangs

Preis kann auf eine gut geführte Geschäftsstelle in Düsseldorf zurückgreifen – und auf langjährige Erfahrung: Der 65-Jährige ist seit mittlerweile 25 Jahren berufspolitisch aktiv; seit 1999 ist er Verbandschef. Zwar wurde er auf Bundesebene nie in ein höheres Amt berufen. Doch in NRW ist er gut vernetzt – politisch als stellvertretender Vorsitzender des Verbands der Freien Berufe (BFB) und im Markt als Aufsichtsratschef des standeseigenen Rechenzentrums ARZ Haan.

Dank seiner persönlichen Kontakte war er vor allem im Zusammenhang mit der Pandemie oder auch mit den Lieferengpässen immer wieder mit validen Einschätzungen in den Medien präsent. Seine Apotheke in Köln leitet er seit einigen Jahren gemeinsam mit seinem Sohn.

Er gilt als Kompromisskandidat zwischen Establishment und denjenigen, die eine Reform der Abda fordern – und als Mann des Übergangs: Er soll vor allem die organisatorische Neuausrichtung der Dachorganisation vorantreiben, was auch immer am Ende darunter zu verstehen sein wird. Anders als Overwiening soll er die Apothekerinnen und Apotheker in der politischen Arbeit dagegen nicht mehr alleine vertreten.

Frischer Wind für die Abda

Lucas kann zwar nicht auf so langjährige Erfahrung wie ihre Mitkandidaten verweisen – sie wurde erst im vergangenen Jahr an die Spitze der Kammer in Berlin gewählt. Aber die 41-Jährige soll frischen Wind in die Standesvertretung bringen. Plus: Als Apothekerin in Berlin ist sie vor Ort – und könnte ohne Anreisezeiten auch spontane politische Termine wahrnehmen.

Gemeinsam mit Maria Zoschke betreibt sie unter der Dachmarke „Apotheken mit Herz“ vier Standorte in Berlin: 2014 eröffneten sie gemeinsam ihre Apotheke am Bahnhof Lichtenberg, 2017 übernahmen sie die Apotheke im Kaufpark Eiche. Und vor zwei Jahren kauften sie die Nordring- und die Prenz’l-Apotheke. Zoschke wiederum ist im Vorstand des Berliner Apothekerverein (BAV). Lucas gehört zur Abda-Nachwuchsorganisation Abyou.

Womöglich müssen jetzt die Vorstände bei BAK und DAV neu besetzt werden, denn hier waren Preis und Lucas im Dezember noch gewählt worden.

Denkzettel vor Weihnachten

Overwiening hatte bei der Mitgliederversammlung am 11. Dezember völlig überraschend keine Mehrheit bekommen: Obwohl sie die einzige Kandidatin war, stimmte eine Mehrheit von 52 Prozent der Teilnehmenden gegen sie. Schnell entstand das Narrativ, dass es eigentlich nur einen Denkzettel geben und Overwiening mit einem schlechten Wahlergebnis abgestraft werden sollte. Aus diesem Grund hatte sich auch niemand als Gegenkandidat in Position gebracht.

Kurz vor Weihnachten hatten sich Kammern und Verbände getrennt voneinander in Berlin getroffen, um sich auf jeweils eine Kandidatin oder einen Kandidaten zu einigen. Während die Kammern erneut Gabriele Regina Overwiening ins Rennen schickten, setzten die Verbände auf Thomas Preis aus Nordrhein. Overwiening hatte eigentlich in der Sitzung und auch danach noch einmal erklärt, nicht mehr für eine Wahl zur Verfügung zu stehen. Doch die zahlreichen Briefe und Mails hätten sie ermutigt, erneut zu kandidieren.

Innerhalb von sechs Wochen musste eine Neuwahl organisiert werden, da ein zweiter Wahlgang in der Satzung nicht vorgesehen ist.