Preis: Impfen und geimpft werden APOTHEKE ADHOC, 22.02.2021 12:18 Uhr
Der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) fordert, dass Apothekenpersonal zeitnah gegen Corona geimpft wird. Dann könnten Apotheker*innen und PTA nicht nur ihre Rolle bei der Testung wahrnehmen, sondern auch noch Patient*innen gegen Corona impfen.
Verbandschef Thomas Preis sprach sich beim virtuellen „Zukunftskongress Öffentliche Apotheke“ dafür aus, dass die Teststrategie qualitätsgesichert ausgebaut und Apotheken als wichtige Anlaufstelle genutzt werden – auch um zu Laientests fachkundig zu beraten. Aus diesem Grund sollten diese nur über Apotheken abgegeben und nicht über Supermärkte verramscht werden, so Preis. Das Wissen über Corona-Tests und deren Anwendung sei in der Bevölkerung nicht sehr groß. Deswegen und auch wegen der Dokumentation und Meldung von möglichen Positivfällen gehörten sie in die Apotheke.
In diesem Zusammenhang forderte er nachdrücklich, dass Apotheker*innen in den kommenden Wochen schneller als ursprünglich geplant geimpft werden. Schließlich seien Apotheker in den vergangenen Monaten dauerhaft einer ständigen Infektionsgefahr ausgesetzt.
Auch bei der Corona-Impfung der Bevölkerung sollten die Apotheken eingebunden werden, so Preis. Denn Studien verdeutlichten, dass die Nebenwirkungen ähnlich ausfielen wie die Nebenwirkungen bei Grippeimpfstoffen. Und da Apotheker, wie unter anderem das Modellprojekt in Nordrhein zeige, inzwischen Grippeimpfungen erfolgreich durchführten, sollten auch Coronavirus-Impfungen in Apotheken grundsätzlich möglich sein, so Preis.
Laut Preis müssen die Impfungen vorangebracht werden und dabei auch beachtet werden, dass die Impfkapazitäten mit dem zunehmenden Angebot an Impfstoff Schritt halten. Wenn Ärzte in Impfzentren und künftig auch Hausärzte es nicht schaffen sollten, die verfügbaren Impfstoffe zeitnah zu verabreichen, dann müsse die Politik hier schnell eine Entscheidung treffen. Die Menschen würden es nicht akzeptieren, wenn Impfstoff da sei, aber nicht unmittelbar verimpft werden könne. Die Apotheken stünden bereit.
Auch die Ausgabe von FFP2-Masken in Apotheken muss laut Preis aufgrund der andauernden pandemischen Lage fortgeschrieben werden. Dasselbe gilt laut Verbandschef für die erleichterten Abgabemöglichkeiten bei den Rabattverträgen im Sinne einer schnellen und sicheren Arzneimittelversorgung. Generell müssten die Kompetenzen der Apotheker und ihrer Teams in der Pandemie weiterhin genutzt werden. „Wir Apotheker erklären Gesundheit, wir erklären den Menschen die Pandemie“, betonte Preis.
Beim Thema Apothekenhonorar wies Preis darauf hin, dass die Zahl der Rezepte in den Apotheken in der Pandemiezeit deutlich rückläufig seien: Im Januar verzeichne man in Nordrhein ein Minus von etwa 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Spätestens Mitte oder Ende dieses Jahres könnten die Apotheken daher in eine wirtschaftliche Schieflage kommen. Hier müsse was passieren, sonst habe man bald ein Problem, so Preis. Er wies darauf hin, dass Apotheken vor Ort in Eigeninitiative umfangreich in Schutzmaßnahmen investieren mussten, während etwa Arztpraxen Corona-Tests für ihre Teams bezahlt bekämen. Ebenso wenig Verständnis habe er dafür, dass Apotheker für die Durchführung von Antigentests schlechter honoriert würden als Ärzte.
Um das Honorar ging es auch bei der politischen Diskussionsrunde. Mit Blick auf die Bundestagswahl forderte Preis ein Umdenken und forderte die Politik auf, die Dienstleistungen der Apotheker deutlich besser zu vergüten. Bisherige Honorierungen seien vielfach nur Beiwerk und nicht kostendeckend. Die für die pharmazeutischen Dienstleistungen vorgesehenen 150 Millionen Euro ab 2022 seien runter gerechnet auf die einzelne Apotheke ebenfalls viel zu gering angesetzt, so Preis.
Dr. Georg Kippels (CDU) kündigte an, sich für eine bessere Vergütung von Dienstleistungen einzusetzen. Er sei sicher, dass dies in die Pläne für die nächste Legislaturperiode einfließen werde. Was die bereits gesetzgeberisch beschlossenen pharmazeutischen Dienstleistungen angeht, bezeichnete er es allerdings als zu früh, vor den Verhandlungen dazu mehr Geld zu fordern.
Professor Dr. Andrew Ullmann (FDP) pflichtete Preis bei, dass die Apotheker für Dienstleistungen besser bezahlt werden müssten, forderte aber, dass es neue Vergütungsvorschläge der ABDA bedürfe, beispielsweise in Form einer Gebührenordnung. Zudem appellierte Ullmann an die Apotheker, dass sie ihr Licht als Heilberufler nicht unter den Scheffel stellen sollten: Er könne sich beispielsweise vorstellen, die Apotheken als niedrigschwellige Anlaufstelle in Präventionsprogrammen, zum Beispiel bei den Themen Ernährung und Diabetes, stärker einzubinden und auch zu honorieren.