Bund und Länder beraten über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise. Wegen der steil steigenden Zahlen sind unter anderem Neuregelungen bei PCR-Tests geplant. Weil damit mehr Verantwortung auf die Bürgerteststellen einhergeht, fordert Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR), diese Aufgabe Arztpraxen und Apotheken vorzubehalten und die Vergütung zu erhöhen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder werden voraussichtlich beschließen, dass PCR-Tests, wie von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgeschlagen, künftig nur noch eingeschränkt zum Einsatz kommen. Die nur begrenzt verfügbaren Tests sollten auf Risikogruppen konzentriert werden und auf Beschäftigte, die diese betreuen und behandeln, heißt es in der Vorlage für die Regierungschefs. Genannt werden in der Beschlussvorlage Ältere, Vorerkrankte und Immungeschwächte, Beschäftigte in Kliniken, Praxen, Pflegeheimen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung. Auch die Gesundheitsminister der Länder hatten sich bereits dafür ausgesprochen.
Wie das alles in der Praxis umgesetzt wird und wann es in Kraft tritt, blieb zunächst offen. Dafür müssen nach den Bund-Länder-Beratungen zuerst die geltenden Testvorschriften überarbeitet werden. Hintergrund der Änderungen ist die zunehmende Belastung der Labore durch die vielen Ansteckungen.
AVNR-Chef Preis würde sich wünschen, dass die Apotheken aktiv einbezogen wird: „Die geplante Priorisierung bei den PCR-Tests und reduzierte Kontaktverfolgung durch die Gesundheitsämter bedeutet mehr Verantwortung für die Bürgerteststellen. Positive Schnelltestergebnisse müssen dann auch Grundlage für die offizielle Dokumentation einer Corona-Infektion sein, um nach überstandener Infektion einen Genesenenstatus zu erhalten. Diese Verantwortung kann nur durch Arztpraxen und Apotheken wahrgenommen werden.“
Auch die qualifizierte Beratung im Falle eines positiven Bürgertests könnten nur Heilberufler:innen leisten, so Preis. „Wir dürfen die Menschen mit einem positiven Testergebnis nicht allein lassen. Nur mit einer fachlichen Beratung ist auch eine richtige Isolation Infizierter und Quarantäne von Kontaktpersonen gewährleistet. Der fachliche Zusatzaufwand kann nur durch eine erhöhte Vergütung geleistet werden. Die richtige pharmazeutische und medizinische Beratung Infizierter hat gerade in der jetzt sehr angespannten Phase der Pandemie eine große Bedeutung“, so Preis.
In der Beschlussvorlage für die Bund-Länder-Beratungen heißt es auch, man sei sich „einig, dass die bisher geltenden Regeln weiterhin Bestand haben“. Bundeskanzler Scholz sagte der Süddeutschen Zeitung: „Wir brauchen keine Kurskorrektur.“ Unterstützt wird das vom Corona-Expertenrat der Regierung. Das Gremium forderte in einer neuen Stellungnahme wegen der rasanten Omikron-Ausbreitung aber, vorsorglich weitere Schritte vorzubereiten.
Auch die ab Mitte März greifende einrichtungsbezogene Impfpflicht dürfte Thema sein. Die Gesundheitsminister forderten am Samstag in Vorbereitung der Bund-Länder-Beratungen, dass ungeimpften Beschäftigten etwa in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen, die ab März der Impfpflicht unterliegen, bevorzugt der neue Impfstoff Novavax angeboten wird.
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