Unter dem Motto „#PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg“ planen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte eine große Protestaktion gegen die Politik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Am 18. August soll eine erste Krisensitzung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) stattfinden.
Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte stünden unter einem enormen Kostendruck, heißt es in wortgleichen Erklärungen verschiedener KVen. Steigende Praxis- sowie Personal- und Investitionskosten machten den Betrieb einer Praxis immer unrentabler. Eine Inflationsrate von aktuell mehr als 6 Prozent lasse die Ausgaben massiv in die Höhe schnellen. „Eine ausreichende Gegenfinanzierung ist wegen der gesetzlich gedeckelten Honorare nicht möglich. Die Praxen können die gestiegenen Kosten nicht über höhere Preise ausgleichen, sondern müssen sie aus der eigenen Tasche bezahlen“, so Dr. Klaus Heckemann, Vorstand der KV Sachsen. Einnahmen und Ausgaben klafften immer weiter auseinander, ergänzt Dirk Spelmeyer, KV-Chef aus Westfalen-Lippe.
„Die Stimmung bei Ärzten, Psychotherapeuten sowie Praxispersonal ist auf dem Tiefpunkt angelangt“, so der Vorstand der KV Bayern, Dr. Christian Pfeiffer, Dr. Peter Heinz und Dr. Claudia Ritter-Rupp. „Ältere Mediziner überlegen, eher in den Ruhestand zu gehen. Jüngere Mediziner überlegen, sich erst gar nicht niederzulassen“, ergänzt Dr. Jörg Böhme, KV-Vorsitzender aus Sachsen-Anhalt. Für künftige Generationen werde die ambulante Versorgung zunehmend unattraktiver. Medizinische Fachangestellte (MFA) verließen die Praxen in Richtung Krankenhäuser, weil sie dort besser verdienten. „Die bereits angespannte Versorgungslage wird weiter strapaziert. Die dann noch vorhandene Arztzeit wird eine immer wertvollere Ressource.“
Die Forderung der Ärztevertreter: „Das Bundesgesundheitsministerium und die Krankenkassen müssen jetzt dringend handeln, da sonst eine flächendeckende ambulante Patientenversorgung nicht mehr gewährleistet werden kann.“
In den im August anstehenden Finanzierungsverhandlungen zwischen KBV und Krankenkassen müsse eine deutliche Steigerung des Orientierungswertes und damit der Preise für alle ärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen erzielt werden. Aus Sicht der KV-Vorstände muss Schluss sein mit den „ritualisierten Nullrunden-Forderungen der Krankenkassen“. Durch die geringen Steigerungsraten in der Vergangenheit verschärfe sich außerdem das Ungleichgewicht zwischen den Gehaltssteigerungen eines Oberarztes am Krankenhaus und den Honoraren in der Niederlassung.
Sollten die Krankenkassen nicht bereit sein, Verantwortung für ihre Versicherten zu übernehmen und ausreichend Geld für die ambulante Versorgung zur Verfügung zu stellen, werde sich die schwierige wirtschaftliche Lage der Praxen weiter verschlechtern. Letztlich müsse dann darüber entschieden werden, wie das Leistungsangebot für die Versicherten dem finanziellen Rahmen angepasst werden könne, so die Drohung der Ärztevertreter.
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